Bluegrass-Festival in Bühl mit Deutschland-Premiere
Bühl (kpm) – Bluegrass-Fans können sich am 13. und 14. Mai in Bühl auf viele neue Songs freuen. Drei Bands aus den USA und eine Formation aus Belgien kommen zum Bluegrass-Festival.

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Bald wieder Bluegrass-Klänge in Bühl: Zuletzt hat das Festival im Jahr 2019 stattgefunden. Foto: Klaus-Peter Maier
Nach zwei coronabedingten Absagen 2020 und 2021 meldet sich das städtische Festival nun in seiner 18. Auflage zurück. „Alle Bands freuen sich, wieder live auftreten zu können, und sind heiß darauf“, berichtet der künstlerische Leiter Patrick Fuchs.
„All the bags are packed and we can’t wait to touch down on the stage“ (Alle Taschen sind gepackt und wir können es kaum erwarten, auf der Bühne zu landen), schreibt die Band Chatham County Line auf ihrer Homepage vor ihrem Flug von Übersee nach Europa, wo sie seit 1. Mai eine Tour durch mehrere Länder führt. Die Formation aus North Carolina, die laut Veranstalter seit 20 Jahren zu den eigenwilligsten Bluegrass-Bands Nordamerikas zählt, wird als Höhepunkt des Bühler Festivals angekündigt und sorgt in der Zwetschgenstadt gar für eine doppelte Premiere: Zum einen ist es ihr erster – und exklusiver – Auftritt in Deutschland überhaupt, zum anderen steht beim Bluegrass-Festival in Bühl erstmals ein komplettes Drum-Set auf der Bühne.
Über den Tellerrand hinausschauen
Denn Chatham County Line hat sich nach dem Ausstieg ihres Banjospielers dafür entschieden, mit einem Schlagzeuger auf Tour zu gehen. Fuchs meint: „Der eine oder andere konservative Bluegrass-Fan wird – wie jedes Jahr übrigens – etwas die Nase rümpfen und sagen ‚Das ist doch kein Bluegrass, die haben vielleicht s’Bluegrass g’raucht.‘“ Doch von ganz wenigen Besucherstimmen abgesehen, war der Jubel bisher immer groß. „Wir haben ja den Ruf, dass wir nicht nur ein hochwertiges, sondern ein wirklich außergewöhnliches Bluegrass-Festival sind, weil wir immer auch über den Tellerrand hinausschauen.“
Drums statt Banjo? Das Schlagzeug empfindet Fuchs nicht als abträglich für den Bluegrass-Sound. Es gebe viele Bluegrass-Bands, die inzwischen ein Schlagzeug mitführen, verweist er etwa auf Formationen wie Steep Canyon Rangers oder Dailey & Vincent. „Es fällt natürlich auf, wenn kein Banjo mehr dabei ist. Aber vom Arrangement her könnte der Mandolinenspieler etwas entlastet werden, wenn der Schlagzeuger die Nachschläge spielt, die sonst der Mandolinenspieler mit den Chops macht. Und dieser könnte somit mehr Melodisches spielen.“ Das Klangbild verändert sich laut Fuchs aber dadurch ganz klar vom Bluegrass hin zu Americana, also jener „Schublade“, die viele Strömungen der American Roots Music in sich vereint.

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Der Bandname ist wichtiger als die Köpfe: Die Band Chatham County Line gibt in Bühl ihr Deutschland-Debüt. Foto: York Wilson
Davon kann sich das Bühler Publikum beim Auftritt von Chatham County Line überzeugen. Klanglich ist diese Band laut Fuchs näher bei Crosby, Stills & Nash als bei Bill Monroe, dem Erfinder der Bluegrass-Musik in den USA der 1930er Jahre. Doch beim Bühler Festival kommt auch die Tradition nicht zu kurz: Dafür stehen gleich zum Auftakt am Festivalfreitag Seth Mulder & Midnight Run mit „echtem Bluegrass aus Tennessee“. The Hackensaw Boys zeigen im Anschluss, wie breit aufgestellt das Festival ist: Bluegrass, Folk, Punk und Old-Time-Music verbinden die fünf Musiker aus Virginia mit kritischen, teilweise wütenden Songs über Politik, Umweltschutz und Kapitalismus.
Old Salt (Belgien) eröffnet den Festivalsamstag im Bürgerhaus – eine wahrlich internationale Band, so Fuchs. Deren Chef Dan Wall stammt aus New York und wohnt in Bayern, er steht mit zwei Belgiern und einem Franzosen auf der Bühne. Die Musiker haben sich laut Fuchs bei der Straßenmusik kennengelernt und spielen „Bluegrass-Folk aus dem Herzen Europas“, bevor dann schließlich die Band Chatham County Line ihren Auftritt hat.