Neugierig sein, etwas wagen

Rastatt (schx) – Unter dem Motto „Ich werde alt – Sie auch?...Aber wie?“ startete der Landkreisseine Veranstaltungsreihe „Aspekte des Älterwerdens“. Ursula Cantieni kam in den Kreistagssaal.

Ursula Cantieni im Dialog mit dem Publikum. Im Hintergrund die Musiker Michael Eiermann am Kontrabass und Jochen Gümbel an der Gitarre.  Foto: X. Schlögl

Ursula Cantieni im Dialog mit dem Publikum. Im Hintergrund die Musiker Michael Eiermann am Kontrabass und Jochen Gümbel an der Gitarre. Foto: X. Schlögl

Rastatt (schx) – Ursula Cantieni ist eine elegante Frau. Kerzengerade ist ihre Körperhaltung und mit einem aufmerksamen freundlichen Gesicht ist sie dem Publikum zugewandt. Bis auf den letzten Platz sind die Stuhlreihen im Kreistagssaal belegt. Mit der bekannten 72-jährigen Schauspielerin eröffnet der Landkreis-Pflegestützpunkt die Veranstaltungsreihe „Aspekte des Älterwerdens“. Unter dem Motto „Ich werde alt – Sie auch?...Aber wie?“ gibt Cantieni unterhaltsame und nachdenkliche Einblicke in ihr Älterwerden.

Es ist das Unvermeidliche und trifft alle Menschen. Landrat Toni Huber spricht in seinem Grußwort von einer Herausforderung, in Würde zu altern, wenn der Zeitgeist den Jugendkult huldige und Fitness- und Schönheitsideale lebenslange Vitalität versprechen. Mit der gestiegenen Lebenserwartung ermögliche das Plus an Lebenszeit, Optionen wahrzunehmen, die während der beruflichen Phase zu kurz kamen. „Alt werden wollen wir alle“, so Huber, „aber alt sein will niemand.“

Mit Anja Frischkorn übernimmt eine der Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts die Moderation des Abends und beleuchtet die Kehrseite des Älterwerdens. Seit 2011 bietet dieser Fachbereich kostenlose Beratungsangebote rund um die Themen Pflege, Versorgung und Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Mehr als 5 000 Kontakte allein im vergangenen Jahr zeugen vom regionalen Informations- und Hilfsbedarf. Im Landkreis gibt es mehr als 10 000 pflegebedürftige Menschen, 20 Prozent werden stationär versorgt, 80 Prozent zu Hause betreut.

Mit der jetzigen Veranstaltungsreihe möchten die Mitarbeiter diejenigen erreichen, die noch Scheu haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Auftaktveranstaltung solle zudem Perspektiven und Anregungen vermitteln, das eigene Altern positiv anzugehen.

Wer würde besser an Frischkorns Seite passen als Ursula Cantieni, die als Johanna Faller in der ARD-Vorabendserie „Die Fallers“ bekannt wurde? Für die Schauspielerin ist das Älterwerden ein Abenteuer. Neugierig bleiben, Wagnisse eingehen, nicht stehen bleiben: „Das Kind in uns halten“, dieser Gedanke trägt ihre Programmgestaltung des Abends.

Offen für Nachfragen

Mit eigenen Texten und Literatur von Autoren wie Juan Jimenez, Bertolt Brecht, Ulla Hahn und Erich Fried gibt sie Einblicke in ihre Lebenswege und Gedanken. Offen für Nachfragen und gut gelaunt führt sie zusammen mit Anja Frischkorn einen Dialogabend mit einem aufgeschlossenen Publikum.

Warum sich nicht mit Anfang 60 vom Stuttgarter Fernsehturm abseilen zu lassen, wie Cantieni ihre Erfahrung in „Mein Traumflug“ schildert? Altern sei keine Hürde, wenn man fit bleibe. Ein Besucher schließt an ihre Erzählung an und berichtet, dass er selbst im Seniorenalter den Motorradführerschein gemacht habe und allein bis ans Nordkap gefahren sei. Passend dazu spielt das Duo Michael Eiermann am Kontrabass und Jochen Gümbel an der Gitarre eine jazzig angehauchte Version von „Fly me to the moon“. Die Auswahl der Musikstücke, die zwischen den Texten Cantienis gespielt werden, klingt wie der musikalische Background der Best-Ager-Generation.

Soziale Kontakte zu pflegen hält Anja Frischkorn für einen bedeutenden Baustein der seelischen Gesundheit, Familienbanden und Freundschaften sollten nicht vernachlässigt werden.

Beide machen Mut, die Zeit mit Leben zu füllen. Natürlich gebe es körperliche Einschränkungen im Alter, antwortet die Schauspielerin auf eine Frage, aber ein körperliches und geistiges Zur-Ruhe-Setzen gelte es zu verhindern. Besser sei es, einen neuen Lebensrhythmus zu finden und seinem eigenen Takt zu folgen. Nach einem für beide Seiten inspirierenden Abend entlässt das Publikum mit viel Beifall die sympathische Künstlerin von der Bühne.

Sieben Themenabende werden bis November weitere Aspekte des Älterwerdens beleuchten, der Eintritt ist kostenfrei. Informationen unter www.landkreis-rastatt.de/Pflegestuetzpunkt.

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Erstellt:
17. Januar 2020, 00:00 Uhr
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