Daimler Truck: Volle Auftragsbücher und Lieferengpässe
Stuttgart/Gaggenau (tas) – Die Geschäfte bei Daimler Truck laufen: Konzernchef Daum spricht bei von vollen Auftragsbüchern. Die Lieferschwierigkeiten bleiben jedoch ein Problem.

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Kostet dreimal so viel wie ein Verbrenner: Ein E-Lkw. Foto: Uli Deck
Der Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten und die Folgen der Corona-Pandemie können dem Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck anscheinend wenig anhaben – zumindest was die Auftragslage und die Profitabilität angeht. Konzernchef Martin Daum macht Anlegern und Mitarbeitern Hoffnung, dass 2022 noch besser werden dürfte als das vergangene Jahr.
„Die Lkw werden uns aus der Hand gerissen“, sagt Daum bei der jährlichen Ergebniskonferenz. „In Europa und den USA sind wir in diesem Jahr praktisch ausverkauft.“ Der Konzern halte sich jedoch noch Kapazitäten frei, um spezielle Kunden bedienen zu können.
Bis Ende des Jahres will Daimler mit seinen Lastwagen und Bussen einen Umsatz zwischen 45,5 Milliarden und 47,5 Milliarden Euro erzielen. Das wäre mit 14 bis 19 Prozent Zuwachs gegenüber 2021 ein kräftiger Satz nach vorn. Viel von dem Plus dürfte jedoch auf das Konto von Preiserhöhungen gehen, die Daimler am Markt durchsetzen will. Bereits im schwierigen Corona-Jahr 2020 war der Konzern mit plus zehn Prozent beim Umsatz deutlich gewachsen.

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„Wir kämpfen weiter mit Gegenwind“, sagt Konzernchef Martin Daum. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Trotz dieser positiven Prognose wäre in diesem Jahr wohl noch mehr möglich, aber die anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei Rohstoffen und Vorprodukten wirken immer noch dämpfend auf das Geschäft. Daum: „Wir kämpfen weiter mit Gegenwind. Und dieser Gegenwind wird wohl noch stärker werden.“
Immerhin rechnet der Daimler-Chef damit, dass sich die Situation bei den weiterhin knappen elektronischen Bauteilen im Laufe des Jahres langsam entspannt. Der Lkw-Hersteller habe selbst daran gearbeitet, den Chipanteil in den Fahrzeugen zu reduzieren, die Maßnahmen würden im zweiten und dritten Quartal greifen. Auch die Vielfalt an Basismodellen sei um ein Drittel reduziert worden, um den Einkauf von Komponenten weiter zu optimieren.
Daimler Truck hatte sich bereits vor der Abspaltung vom Pkw-Geschäft im vergangenen Jahr ein ehrgeiziges Sparpaket verordnet. Die Fixkosten sollen bis 2023 um 15 Prozent gegenüber 2019 sinken, auch bei den Personalkosten sind Einsparungen auf dem Plan, Daum weist aber darauf hin, dass die Personalstärke im Produktionsbereich an den deutschen Standorten in Wörth, Mannheim und Gaggenau stabil bleiben werde. Würden sich die derzeitigen Lieferschwierigkeiten lösen, könnten sogar Überstunden anfallen, sagt er.
Werk in Gaggenau gut ausgelastet
„Unsere Auftragslage ist nach wie vor hervorragend, entsprechend sind wir im Werk Gaggenau auch sehr gut ausgelastet und arbeiten weiter intensiv daran, in einem volatilen Umfeld unsere Lieferketten abzusichern. Wir fahren weiterhin auf Sicht“, sagt auch der Standortverantwortliche Thomas Twork.
Das mittelbadische Werk produziert mit seinen mehr als 6.000 Beschäftigten auch Komponenten für die Achse des batterieelektrischen Lkw eActros. Weitere Komponenten aus Gaggenau für den leichteren Stadt-Lkw eEconic und US-Modelle sollen ab diesem Jahr folgen.
Erst wenige elektrische Actros-Modelle verkauft
Bisher hat Daimler noch vergleichsweise wenige elektrische Actros-Modelle verkauft. Seit dem Produktionsstart im vergangenen Sommer sind laut Daum weniger als 100 vom Band gelaufen. „Wir könnten Tausende dieser Fahrzeuge bauen“, sagt der Konzernchef, jedoch seien die Ladeinfrastruktur und die vergleichsweise hohen Endpreise der Fahrzeuge noch ein limitierender Faktor. „Die Infrastruktur muss einfach ausgebaut werden.“
Ein E-Lkw kostet derzeit dreimal so viel wie das Pendant mit Verbrennungsmotor, ein großer Teil der Kosten steckt in der Batterie. Angesichts der Rohstoffknappheit werde sich an dem Verhältnis auch erst einmal nichts ändern.
Daimler Truck hatte 2021 weltweit 455.400 Lkws und Busse verkauft, 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Konzerngewinn lag bei 2,38 Milliarden Euro, 2020 war noch ein Verlust in Höhe von 131 Millionen Euro angefallen.