Gesünder durch Bewegung: Schon wenig hilft
Gütersloh (dpa) - Bewegung ist die beste Medizin: Wer mehr davon ins eigene Leben bringt, kann vielen Erkrankungen vorbeugen – selbst Schlaganfällen. Doch wie viel Aktivität muss es sein?

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Schon ein wöchentlicher Spaziergang in der Natur - wie beispielsweise hier in der Lichtentaler Allee – hat deutliche Effekte für die Gesundheit. Foto: Monika Zeindler-Efler/BT/av
Friederike Prisett, Gesundheitswissenschaftlerin bei der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, erklärt in der BT-Reihe „Vier Fragen an“, warum es schon mal ein sehr guter Anfang ist, zu Fuß zum Bäcker zu gehen.
BT: Frau Prisett, Sportvereine und Fitnessstudios haben in der Pandemie Mitglieder verloren. Viele Menschen haben sich offenbar weniger bewegt. Was bedeutet das fürs Schlaganfallrisiko?
Frederike Prisett: Bewegung wirkt wichtigen Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck und Diabetes oder einem erhöhten Cholesterinspiegel entgegen. Deshalb ist es wichtig, dass man wieder anfängt und mehr Bewegung in den Alltag bringt. Es gibt ja nicht erst seit der Pandemie die Entwicklung, sich immer weniger zu bewegen. Die war eher ein Brandbeschleuniger. Aber vor allem, wenn man gerade sehr wenig oder gar nichts macht, lässt sich auch durch Kleinigkeiten viel erreichen.
BT: Genügt es, öfter mal zu Fuß zum Bäcker zu gehen?
Prisett: Das ist auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Anfang. Auch kurze Wege, für die ich sonst vielleicht aus Bequemlichkeit das Auto genommen hätte, machen in der Summe ja viel aus.

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Frederike Prisett ist Gesundheitswissenschaftlerin bei der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Foto: Besim Mazhiqi/Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe/dpa
BT: Aber wie viel ist denn genug?
Prisett: Die Empfehlung ist, sich mindestens 150 Minuten in der Woche moderat zu bewegen. Will ich mein Schlaganfallrisiko senken, geht es vor allem um aerobe körperliche Aktivitäten, mit denen ich meinen Puls ein bisschen erhöhe. Das sind Bewegungen, bei denen ich zwar noch reden kann, aber zum Beispiel nicht mehr singen könnte. Wie bei einem schnelleren Spaziergang zum Bäcker eben. Wichtig ist, sich nicht so große Ziele zu setzen, sondern klein anzufangen. Zum Beispiel, indem man sich entscheidet, am Wochenende eine halbe Stunde lang spazieren zu gehen. Dann wird das nach und nach oft automatisch mehr, vor allem wenn man Freude daran findet und es ein bisschen in den Alltag integriert hat.
BT: Wie können Menschen, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind, mehr Bewegung in ihren Alltag bringen?
Prisett: Da muss man einfach ein bisschen individuell gucken. Es gibt ja auch verschiedene Sportangebote für ältere Menschen. Man kann wirklich in jedem Alter anfangen. Und wenn ich zum Beispiel nicht mehr ganz so viel laufen kann, dann bewege ich mich einfach im Rahmen meiner Möglichkeiten. Ich kann ja zum Beispiel auch im Sitzen Übungen mit den Armen machen, sodass ich ein bisschen den Puls erhöhe. Und tatsächlich kann man sich auch beim Zähneputzen etwas Gutes tun, indem man sich auf ein Bein stellt und das Gleichgewicht schult. Im Alter, wenn man so ein bisschen eingeschränkter wird, sind kleine Übungen gut für die Motivation.
Zur Person: Frederike Prisett ist Gesundheitswissenschaftlerin bei der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Hier koordiniert sie unter anderem die Zusammenarbeit mit Sportvereinen bei Reha-Angeboten.
„Vier Fragen an:“ ist eine Reihe der BT-Onlineredaktion. Die vier Fragen richten sich an Menschen, die gerade im Fokus stehen, etwas Interessantes erlebt oder zu erzählen haben oder aufgrund ihrer Tätigkeit interessant sind. Die Beiträge der Reihe werden sonntags auf der Homepage des Badischen Tagblatts veröffentlicht.