Badener Tagblatt

Bei einem Ameisenbiss hilft Spitzwegerich

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            Bei einem Ameisenbiss hilft Spitzwegerich

Natur- und Umweltpädagogin Fränze Stein erklärt den Kindern die Grundbegriffe des Kräuterwissens. Fotos. Hecker-Stock

Von Conny Hecker-Stock
Baden-Baden – „Unser oberstes Gebot beim Sammeln – wir essen nur, was wir kennen“, schärft Kräuterpädagogin Fränze Stein ihren jungen Zuhörern ein. Nach der theoretischen Pflanzenkunde dürfen sie im Obstgut Leisberg ausschwärmen und „Material“ für die wilde Wiesenbackstube sammeln.
Doch zuvor lagern sich Lilly, Mia, Katja, Casper und Grace im Kreis auf der Wiese unter den Obstbäumen und begutachten, was Fränze Stein bereits gesammelt hat. Ein grünes Tuch für die leckeren Kräuter wird ausgebreitet, ein rotes Pendant signalisiert automatisch „Stop“, hierher wandern giftige Pflanzen wie die so harmlos aussehende Butterblume.

Und dann gibt es noch die Heilkräuter, auf deren genaue Dosierung es ankommt, ob sie wohltun oder Verderben anrichten, sie werden auf neutralem weißem Stoff gelagert.

Fränze Stein, Natur- und Umweltpädagogin beim Naturpark Schwarzwald Mitte/ Nord und seit dem vergangenen Jahr über das Obstgut Leisberg Mitglied bei der Bürgergemeinde Unterbeuern, weiß über einfache Fragen alle Sinne der Kinder anzusprechen. Beim Rotklee versuchen sie den Nektar „rauszuzwitscheln“, aber nicht jeder schmeckt eine leicht nussige Note heraus. Dass der Hahnenfuß so heißt, weil er aussieht wie ein Hühnerbein, können dagegen alle nachvollziehen.

Der Beinwell sei eine „richtig tolle Zauberpflanze“ und in Form von breiigen Umschlägen als Knochenheiler bekannt, selbst bei Brüchen oder Sehnenverletzungen, erfahren die staunenden Kids. Früher als Gemüse verwendet, schadet ein Zuviel davon jedoch der Leber – also wandern die Blätter auf das Tuch mit den sehr achtsam zu genießenden Heilpflanzen. Über die supergesunde Brennnessel kann Lilly schon erzählen, dass die weiblichen Blütenstände wie Trauben herabhängen und, im Sommer gesammelt und getrocknet, ein vitaminreiches Superfood für das ganze Jahr ergeben. Fränze Stein klärte die etwas ängstlichen Kinder auf, wie man ein Verbrennen der Finger beim Sammeln der Blätter für leckeres Gemüse vermeidet: die Stängel dürften wegen der daran aufgerichteten Brennhaare immer nur von unten nach oben angefasst und geerntet werden.

Während ein Ameisenbiss rasch mit Spitzwegerich versorgt wird, erfahren die kleinen Kräuterkundler, dass die im Trichter des Frauenmantels gesammelten Tropfen früher als „Badewasser der Feen und Elfen“ bekannt waren. Was Casper mit einem überlegenen „so was gibt‘s doch gar nicht“ abtut. Die Sprösslinge haben allmählich genug Theorie verinnerlicht und wollen nun in der Praxis loslegen. Jeder bekommt eine kleine Palette mit Klebepunkten und darf hier einzelne Kräuter fixieren.

Sauerampfer steht bei allen ganz hoch im Kurs, doch es wird auch viel Giersch benötigt. Zum einen für eine leckere Limonade, dem „Obstgutdudler“, aber auch, um den Brötchen eine tolle grüne Farbe zu geben. Mit Akribie waschen die kleinen Kräutergeister ihre bunte Sammlung unter der Anleitung von Stein, mischen sie nach dem Zerkleinern in den vorbereiteten Brötchenteig, dann gehts ab in den Brotbackofen. Derweil richten Mia und Lilly den Tisch hübsch her mit einem schönen Mandala aus Löwenzahnblättern und Rotklee, Katja mixt inzwischen eine feine Kräuterbutter zusammen und schmückt diese sehr ansprechend, unter anderem mit Johannisbeeren. Und dann sind sie endlich auf dem Tisch, die wilden Wiesenbrötchen, und sie schmecken einfach superlecker. Unter www.naturpark-detektive.de finden sich laut Fränze Stein noch viele Rezepte zum Nachmachen für Kinder.

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