Badener Tagblatt

„Wir wurden überrannt“

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„Wir wurden überrannt“

Leckere Kürbissuppe und Erzeugnisse des Obstguts finden reißenden Absatz. Fotos: Conny Hecker-Stock

Von Conny Hecker-Stock
Baden-Baden – Vor fünf Jahren hat die Bürgergemeinde Unterbeuern (BGU) die Betreuung des Obstbaumbestandes im Obstgut Leisberg übernommen mit dem Ziel, das Areal für die Bürger der Stadt wiederzubeleben. Zeit für eine Bilanz, die rundum positiv ausfällt.

Der Gemeinderat hatte im Oktober 2016 die Kooperation mit der BGU beschlossen, um dem lange im Dornröschenschlaf ruhenden, privat verpachteten Areal im Herzen der Stadt neues Leben einzuhauchen. „Ihr seid verrückt“, so lautete die Reaktion nicht nur innerhalb der BGU, als das von Anfang an überzeugte Vorstandsduo Waldtraud Nölle und Susanne Ziller dieses Anliegen vortrug.

Saisonabschluss
am Sonntag
Die Idee der Obstbaumpatenschaften stand schnell im Raum, um vor allem junge Familien anzusprechen, Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu vermitteln und gemeinsam erworbenes Wissen um die Kultivierung der verschiedenen Obstbaumarten an die nächste Generation weiterzugeben. Fastnachts-Sitzungspräsident Norbert Steinel konnte sich ein Zünden der Idee absolut nicht vorstellen und versprach deshalb leichtsinnig, die Namensschilder für die paar Baumpaten herzustellen. Inzwischen sind es über 500 geworden, ein Ende ist nicht absehbar. „Erste Berichte im Badischen Tagblatt haben eine Lawine ins Rollen gebracht“, berichtet die Vorsitzende von dem nach einmaliger Tagung gleich wieder aufgelösten Arbeitskreis, um Spendengelder zu akquirieren. Die Resonanz in der Bevölkerung war so enorm, dass die BGU förmlich überrannt wurde.

Nachdem das Gartenamt das Areal hergerichtet hatte, waren fünf Vorstandsmitglieder einen ganzen Tag lang damit beschäftigt, „jeden Baum einzeln zu begrüßen“ und zu katalogisieren. Leader-Fördergelder wurden erfolgreich von Peter Böhlen beantragt, die Obstscheune in Eigenarbeit hergerichtet, Strom gelegt, der Sanitärbereich installiert und eine Küche eingerichtet. Sponsoren finden sich bis heute bereit, das Projekt auch weiterhin zu unterstützen.

Es musste für die Vergabe der Baumpatenschaften sofort eine Warteliste eingerichtet werden. Das Interesse überstieg jede Vorstellung. „Über 600 Leute hatten sich für 300 Bäume gemeldet“, erzählt Nölle, „am Tag der Vergabe wurden wir hier völlig überrannt“. Da gab es dann so nette Episoden wie das ältere Paar, das aufgrund des Andrangs selbst verzichtete, aber seither einer ihr bis dato völlig unbekannten jungen Familie die Baumpatenschaft finanziert. Das Kinder- und Jugendheim, die Werkrealschule oder Kindergärten dürfen ihren Baum kostenlos betreuen. Seither werden Baumschnittkurse angeboten oder gemeinsame Ernte und das Pressen von Apfelsaft.

Belebt wird das Obstgut durch von der BGU etwa alle sechs Wochen organisierte Veranstaltungen wie Winteraustreiben, Apfelblüten-, Herbst- oder Erntedankfest, zu denen die Besucher in Scharen herbei strömen. Dabei werden, wie beim Saisonabschluss am vergangenen Sonntag, Erzeugnisse des Obstgutes angeboten, dazu leckere Suppen, Gegrilltes und feine Kuchenbüfetts. Mittlerweile wurde auch ein Brotbackofen installiert oder ein digitaler Parcours für Kinder, die beim Ferienspaßprogramm kostenlos verpflegt werden.

Hinter dem Backhaus legen die fleißigen BGUler im Frühjahr einen eigenen Kräutergarten an. Außerdem soll, wiederum als Leader-Projekt, ein Streuobstwiesen-Lehrpfad installiert werden vom Eingang des Obstgutes bis zur Obstscheune, um auf die Diversität der Natur und die Bedeutung der Streuobstwiesen hinzuweisen.

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