Badener Tagblatt

Mahnmal aus roten Schuhen

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Mahnmal aus roten Schuhen

Rote Schuhe und ein Flashmob: Rund 200 Paare symbolisierten auf dem Marktplatz die Opfer der Gewalt gegen Frauen. Foto: Kerstin Bausch

Von Kerstin Bausch
Baden-Baden – „If I were in your shoes“ – wenn ich in deinen Schuhen wäre, sagt man auf Englisch für „Wenn ich an deiner Stelle wäre“. Seit fast zwei Jahrzehnten stehen rote Frauenschuhe in vielen Ländern rund um die Welt für den Protest gegen Gewalt an Frauen.

Es geht dabei auch um Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. In vielen Fällen gehören die Täter zum im innersten Kreis aus (Ex-) Partnern, Ehemännern oder sonstigen Familienangehörigen. Nun holten Angelika Schindler von der Gesellschaft der Freunde junger Kunst und Helene Kronimus vom Frauennetzwerk Baden-Baden die Aktion erstmals in die Region. Unterstützt wurden sie dabei von Helen Schindler, Bildungsreferentin des Caritas-Pirckheimer-Hauses Nürnberg und dem Circulo Italiano-Tedesco Baden-Baden.

Das Projekt „Rote Schuhe für mehr Respekt – Ni una Menos im Gespräch“ wird auf Bundesebene vom Aktionsgruppenprogramm Engagement global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Mitwirkende und Teilnehmerinnen waren aufgerufen, ihre rote Schuhe mitzubringen.

Jedes Paar stand dann am Freitag kunstvoll arrangiert auf dem Baden-Badener Marktplatz und symbolisierte eines der Opfer aus dem Jahr 2020. In Deutschland wurden in diesem Zeitraum 139 Fälle erfasst, in Italien, das heute schon schärfere Strafen für Delikte dieser Art vorsieht, immerhin noch 65. Weltweit ist aktuell von durchschnittlich 137 Morden an Frauen pro Tag die Rede, was 50.000 Taten im Jahr entspräche.

„So viele Schuhe würden vermutlich kaum mehr auf den Marktplatz passen“, blieb Schindler im Bild. Mit Vanina Rodriguez und Paola Manzona vom Kollektiv „Ni una Menos“ (Nicht eine weniger), das als größte feministische Bewegung Lateinamerikas gilt, waren zwei Vertreterinnen aus Nürnberg angereist, um von ihrer Arbeit zu berichten und damit auch den Blick zu weiten.

Mit anderen Interessensgemeinschaften setzen sie sich seit Jahren dafür ein, Unrecht gegen Frauen sichtbar zu machen und weiteres zu verhindern.

Am Ende zierten rund 200 Paar roter Damenschuhe den Marktplatz, mehr als 100 Zuschauerinnen und Mitstreiter waren zum Flashmob zur Stelle. Sie sangen, tanzten und redeten. Und viele zückten auch ihr Smartphone, um die Bilder festzuhalten. Allein 225 Euro Spenden wurden für das Frauenhaus Baden-Baden Rastatt eingenommen, weitere für „Ni una Menos“.

In Italien, so eine der Besucherinnen, mahnten die roten Schuhe oft über Tage. Die Botschaft weitertragen wollten auch andere. „Wann kommt die Aktion denn mal nach Freiburg?“, formulierte eine Besucherin direkt den Wunsch gegenüber den Baden-Badener Veranstalterinnen.

Die wollten zunächst einmal der Kurstadt treu bleiben, wünschten sich aber nichtsdestoweniger, dass „ihre“ roten Schuhen nicht so schnell vergessen werden und die Bewegung weitere Kreise ziehe in Deutschland.

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