Der Anfang ist gemacht: Auf vier von 14 Versuchsflächen wurde in den vergangenen Wochen Material ausgebracht, darunter Weihnachtsbäume. Lutz König und INI-Vorsitzende Waltraud Godbarsen sind auf das Experiment gespannt. Markus Koch
Die Gemeinde Iffezheim hat nun den Naturschützern eine 1,2 Hektar große Fläche zum Experimentieren überlassen, eine Absichtserklärung wurde im Dezember im Rathaus unterzeichnet. Der Versuch und alle damit verbundenen Maßnahmen finden in enger Abstimmung mit Forstrevierleiter Norbert Kelm statt, wie die Verantwortlichen betonen.
Der Boden im Rheinfeld ist sandig, unter dem Sand befindet sich Kies: „Eigentlich wäre die Fläche ideal für Spargel“, urteilt König. Doch die Gemeinde hat sich zur Aufforstung des Areals verpflichtet. Um den sandigen Boden zu verbessern, müsse in einem ersten Schritt eine humusartige Schicht entstehen, die das Wasser halten könne, erläutert der 43-Jährige. Er ist nicht Biologe von Beruf, sondern Maschinenbauer, und hat sich im vergangenen Jahr in das Thema eingearbeitet. Ein Patentrezept hat er nicht, sondern möchte einfach mal ausprobieren und abwarten, was im Laufe der nächsten Jahre so passiert. Deshalb hat er die 60 Meter breite und 200 Meter lange Versuchsfläche in 14 Teilbereiche, sogenannte Cluster, aufgeteilt, die jeweils 28 Mal 28 Meter groß sind.
In Cluster 13 haben die Kleintierzüchter Mist abgeladen und verteilt, in Cluster 3 bedeckt Stroh den Boden. In Cluster 10 wurde Sägemehl und Baumschnitt aufgebracht: „Der Obst- und Gartenbauverein könnte uns auch etwas liefern, wir sind mit ihm im Gespräch“, hofft König auf ein Zusammenspiel der örtlichen Vereine.
Als die Jugendfeuerwehr jüngst ausgediente Weihnachtsbäume einsammelte, fragte König kurzerhand an, ob sie diese auch ins Rheinfeld bringen könnten. Nun hat er rund um Cluster 8 einen Wall aufgebaut: „Auf der freien Fläche hier draußen weht mitunter ein sehr starker Wind, die alten Weihnachtsbäume schützen die jungen Bäume, die hier wachsen sollen, vor Wind und sorgen auch für Schatten“, erläutert Lutz König. Auf weiteren Clustern sollen Hackschnitzel und Laub verteilt werden, bis Ende März sollen die Vorbereitungen abgeschlossen sein.
Mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes in Freiburg hat der INI-Aktivist Kontakt aufgenommen: „Ich habe Prof. Dr. Ulrich Kohnle angeboten, dass er auch ein Cluster nach seinen Vorstellungen entwickeln kann und eventuell ein Student das Experiment betreut“, berichtet er. Eine Antwort habe er bislang nicht erhalten.
Damit ein Wald wachsen kann, benötigen die Iffezheimer Naturschützer Saatgut, das sie in Absprache mit dem Forst vorwiegend im benachbarten Oberwald sammeln. „Wir wollen das Saatgut in großer Menge ausbringen, denn nicht jeder Samen wird zum Baum“, erklärt König. Auf manchen Flächen wird das Saatgut einfach ausgeworfen, auf anderen in den weichen Boden gedrückt. Lutz König könnte sich auch vorstellen, gemeinsam mit Kindern der örtlichen Kitas oder mit Schülern im Rahmen des Biologieunterrichts Samen zu sammeln und auszubringen und dabei das Projekt zu erläutern.
Neben den Sämereien sollen auch natürlich nachgewachsene Bäumchen (Wildlinge) aus dem angrenzenden Waldstück auf dem Versuchsareal eingesetzt werden. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann sich per Mail an naturschutz@in-iffezheim an den Verein wenden.
Doch nicht alles, was in diesem Jahr für das Waldexperiment eingesät oder eingesetzt wird, wird auch wie gewünscht wachsen: „Vertrocknende Pflanzen sind ein Teil des Prozesses. Sie spenden aber Schatten für neue Pflanzen“, verdeutlicht König.
Das Waldexperiment ist auf sechs Jahre angesetzt. Wenn sich bis dahin zeigt, dass sich ein Wald erfolgversprechend entwickeln wird, dann ist das Experiment gelungen.
Wenn der Versuch hinter den Erwartungen zurückbleibt, dann hat die INI zumindest an Erfahrung gewonnen, aber ebenso der Forst: „Wir wollen unsere Erkenntnisse mit Revierförster Norbert Kelm teilen“, sagt Vereinsvorsitzende Waltraud Godbarsen. Dieser hat auf einer anderen Fläche im Rheinfeld seinerseits mit der Aufforstung begonnen. Damit die jungen Bäumchen auf dem sandigen Boden gut wachsen, werden sie über ein Schlauchsystem tröpfchenweise bewässert.