Badener Tagblatt

Viel Spaß bei buntem Programm

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Viel Spaß bei buntem Programm

Ur-Gesteine der BGU-Fastnacht: Sabine Scherer und Tommy Schindler werden für 50 Jahre Bühnenpräsenz gefeiert.

Von Conny Hecker-Stock

Baden-Baden – Tolle Premieren, ein glanzvoller Abschied und eine super Stimmung prägten die beiden Büttenabende der Bürgergemeinde Unterbeuern (BGU). Auch im neuen Domizil des Löwensaals waren die Akteure wie versprochen immer nah dran an den bestens aufgelegten Narren.

„Auge in Auge mit dem Publikum“ wollte man bleiben als Markenzeichen der Unterbeuerner Fastnacht, verriet Sitzungspräsident Norbert Steinel, weshalb im Löwensaal kurzerhand eine Vorbühne gebaut wurde. Der jüngste Narrensamen war deshalb trotzdem gut zu sehen und vor allem zu hören.

Stehende Ovationen erntete die mutige kleine Lina bei ihrer Premiere auf der Bühne, wo sie, begleitet von ihrem Papa Jan Riedinger an der Gitarre, ein leidenschaftliches Hoch auf die Fastnacht sang: „Die ganze Nacht wird geschunkelt und gelacht.“ Kein Wunder, trägt sie doch das Herzblut dreier närrischer Generationen in sich. Sabine Scherer ist ihre Omi, die bei ihrer Abschiedsvorstellung nach 50 Jahren auf der BGU-Bühne und 20 Büttenreden noch einmal alle Register ihres hinreißenden Mutterwitzes zog. Als himmlisches Wesen war sie nach einem Hilfsersuchungstelegramm zu den Erdlingen herabgestiegen, nicht ohne vorherige Engelsstunden in Lasterkunde bei Petrus zu nehmen.

Auf blinkender Sternschnuppe über den Baden-Airport eingereist, erlebte sie allerlei Abenteuer und riss die Narren im Saal von den Plätzen, die sie mit Beifallsstürmen feierten.

Gemeinsam mit Tommy Schindler, der ebenfalls seit 50Jahren auf der BGU-Bühne steht und am Wochenende für die Musik zuständig war, bekam sie einen Sonderorden überreicht, Peter Böhlen als Till Eulenspiegel hatte diesmal seine Feder besonders angespitzt bei seinem scharfsinnigen Rundblick über Stadt und Land. Kaputte Poller, vermögende Oligarchen, Energiekrise, Windkraftausbau oder autonomes Fahren nahm er genüsslich auseinander und lenkte mit verbaler Raffinesse gekonnt den Blick aufs Wesentliche.

Waldtraud Nölle und Hortense Döbele setzten als bewährtes Duo ihre jammernden Tratschtanten mit herrlichen Gags in Szene. So sind ihre Haare nicht grau, sondern friedhofsblond und sie glauben nicht an Liebe auf den ersten Blick, „beim zweiten hätte ich ihn nicht mehr genommen“.

Das BGU-Ballett der wüst geschminkten Zombies brachte die Bühne zum Beben, auf der mit leuchtenden Hüten auch die Krottenweiher Junghexen ihr Unwesen trieben. Als Luzifer und Schutzengel wollten Margarethe Seckler und Susanne Ziller Rotkäppchen Andrea Maier beschützen und ihr helfen, den Richtigen zu finden – „bisher hat sie nur Flaschen gesammelt“. In ihrer Persiflage auf bekannte Schlager bekannten sie voller Lebensfreude: „Wir lieben die Reben.“ Thekla und Theres alias Markus Müller und Rainer Öldorf genehmigten sich einen Doppelherzwodka und plauderten über die Dinge des Lebens, bevor sie mangels Pfarrer die Nottaufe der Schatulla übernahmen. Treffsicher saß jede Pointe bei Polizist Jan Riedinger, der in seinem Lichtentaler Revier so manches Vergehen aufdeckte: „Ein reiner Sündenpfuhl schlechthin, gut, dass ich gekommen bin.“

Mittanzen war fast zwingend bei den mitreißenden Rhythmen der Cool Drummings Steelband der Allda Kappelwindeck, immer wieder gern gesehene Gäste bei der BGU. Sascha Scheffel erntete auch in seiner neuen Rolle als schüchterner Erwin Vögele Lachsalven, der sich in einem Brief an seine frühere Kultfigur Klaus Bärbel allen Kummer von der Seele schrieb. Mit ihrer Verballhornung bekannter Volkslieder, die sie internationalen Stars in den Mund legten, kochten „Die Fuzzies“ mit Markus Faller, Rainer Öldorf, Markus Müller und Neuzugang Holger Fischer die Stimmung hoch.

In den heimischen Stadtwald entführte die legendäre Schlussgruppe mit allerlei Getier, wobei Elfen und Trolle durchaus Freude daran gehabt hätten, ein völlig ahnungsloses Wanderpaar zu verführen, das sie nach allen Regeln der Kunst umgarnten.

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