Fabelhafte Wesen geistern durch den Wald
Baden-Baden (co) - Ein so buntes Leben wie das von Ralf Zahn ist zwar keine zwingende Voraussetzung für einen fantasievollen Roman wie "Pans Lied", aber hinderlich ist es sicher auch nicht. Der Autor lebt abwechselnd in der Kurstadt und auf La Palma.
Geboren ist er im sagenumwobenen Siebengebirge, das seine Lust an der Sprache vielleicht unterschwellig schon geprägt hat. Möglicherweise war es aber auch sein Großvater. Ralf Zahn hat ihn als begnadeten Geschichtenerzähler in Erinnerung, "dem ich bis ins Teenageralter alles geglaubt habe", verrät er mit einem Schmunzeln. Unschlüssig über seine berufliche Zukunft ging er zur Post, langweilte sich dort aber rasch und schrieb, einsam am Schalter sitzend, erste Kurzromane. Der Zufall führte ihn in die Welt der Regenbogenpresse, wo seine emotionalen Anthologien von der Damenwelt allwöchentlich sehnsüchtig erwartet wurden. Schnell realisierte er, dass mit seinem eigenen Namen kein Blumentopf zu gewinnen war. Also wurde aus den Namen seiner Kinder Sarah und Sebastian das Pseudonym Sarah Bastian, in deren Namen er sich auf schlimme Erlebnisse mit Happy End spezialisierte. In der "Bravo" platzierte er sich als Petra Krell. Als ihn die Post auf Lebenszeit verbeamten wollte, floh Ralf Zahn in ein Volontariat und kaufte im Westerwald einen alten Bauernhof. Als freier Journalist arbeitete er viele Jahre für verschiedene Verlage, Agenturen und TV-Sender und veröffentlichte als Autor zahlreiche Sach- und Fachbücher sowie belletristische Werke. Unter anderem kam er so auch zum Sonnenverlag und entwickelte dort neue Formate. Gemeinsam mit seiner Partnerin betreibt er heute eine Agentur für die Optimierung von Webseiten. Zudem ist Ralf Zahn als Dozent für Journalismus und kreative Schreibtechniken tätig, unter anderem an der hiesigen Volkshochschule, hat aber daneben die Schriftstellerei immer gepflegt. Sein erster Fachbuchauftrag drehte sich um Edelsteine - "von denen ich keine Ahnung hatte", gesteht er im BT-Gespräch. Doch ganz so schlecht kann es nicht gewesen sein, denn weitere Aufträge folgten, wobei er sich ganz unterschiedlichen Bereichen widmete. Liest man sich in seinen neuen Roman "Pans Lied" ein, drängt sich recht schnell der Gedanke an autobiografische Züge auf. Doch sei er bislang nicht mit den Themen Krankheit oder Tod konfrontiert gewesen, wie er versichert. Als nachdenklichen Zeitgenossen habe ihn die Frage jedoch beschäftigt, was rund um den Tod im Menschen passiert. Bettelt man eine höhere Macht um Aufschub an? Neigt man im Angesicht des Sterbens zu Spiritualität? Erfüllt man sich vor dem unausweichlichen Ende den einen Wunsch, der einem schon immer am Herzen lag? Emotional versetzt er sich sehr tiefgründig und mit kundigem Schreibstil in die ganze Bandbreite an aufgewühlten Gefühlen hinein und spiegelt diese. Im inmitten des Waldes gastierenden "Circus Pura Vida" webt der Autor um einzelne symbolhafte Wesen seines Buches wie den Apfelverkäufer, das krude Kassenmännlein, die zwei völlig unkomischen Clowns oder die zauberhafte Wahrsagerin jeweils ganz eigene Geschichten, deren mystischer Hintergrund sich mit der Zeit erschließt. Und die Botschaft von "Pans Lied"? Den Apfel als den wahren Wert im Leben zu erkennen, jenseits des Mammons, sagt Ralf Zahn.
Das könnte Sie auch interessieren
|
Ausgabe wählen
Ort des Geschehens
Top-Themen
Umfrage
Die SPD fordert Nachverhandlungen im Koalitionsvertrag. Glauben Sie, dass das Regierungsbündnis daran zerbricht? Kommentierte Artikel
Meistgelesene Artikel
|