Ein Jahrzehnt im Oberhaus
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Von Holger Siebnich
Bühl - Die Haare von Manohar Faupel sind längst wieder dunkel. Zum Pokalfinale Anfang März in Mannheim hatte sich der Geschäftsführer der Bühler Volleyballer seinen Schopf leuchtend rot gefärbt, um zu zeigen, dass seine Liebe zu den Bisons bis in die Spitzen reicht. Wenn Faupel zum Saisonauftakt am Samstag, 13. Oktober, gegen Herrsching mit Normalo-Frisur in der Bühler Großsporthalle erscheint, ist das aber kein Zeichen für Routine. Denn die neue Spielzeit ist für den Verein eine ganz Besondere: Es ist die zehnte im deutschen Oberhaus.
Dieter Habich, Chef des Fanclubs "Baden Rockets" und Volleyball-Urgestein, erinnert sich an die erste Bundesliga-Saison 2009/10: "Wir wurden damals ein bisschen belächelt. Eine solche Erfolgsgeschichte hat uns niemand zugetraut." Für eine kleine Stadt wie Bühl sei eine so lange Zugehörigkeit zur höchsten Liga etwas Besonderes: "Da können wir stolz drauf sein." Auch Oberbürgermeister Hubert Schnurr ist sich sicher: "Volleyball hat sich in der Stadt, aber auch in der Region etabliert." Die Heimspiele der Bisons seien längst ein gesellschaftliches Ereignis. Schade sei nur, dass der Sportart noch immer die ganz große mediale Aufmerksamkeit verwehrt bleibe, vor allem im Vergleich zum omnipräsenten Fußball. Das führe dazu, dass die Finanzierung des Spielbetriebs stets ein Kraftakt sei: "Es ist jedes Jahr aufs Neue ein Kampf", meint Schnurr, der auch Präsident des TV Bühl ist. Wenn am Samstag um 20 Uhr der Anpfiff gegen die Mannschaft aus Herrsching erklingt, wird das Stadtoberhaupt nicht auf der Tribüne sitzen. Aus privaten Gründen sei er leider verhindert. Er habe sich aber jedes Heimspiel im Kalender notiert, um der Mannschaft bei nächster Gelegenheit persönlich die Daumen drücken zu können. Viele Möglichkeiten gibt es dafür im Jahr 2018 aber nicht. Lediglich drei Heimspiele stehen bis Ende Dezember auf dem Spielplan. Doppelt so oft müssen die Bisons auswärts ran. Das führt dazu, dass die Großsporthalle den kompletten November über spielfreie Zone bleibt. Erst am Samstag, 8. Dezember, erwarten die Bühler zum zweiten Heimspiel der Saison das Team aus Lüneburg. Der Jahresabschluss folgt am Samstag, 29. Dezember, gegen Giesen. Schnurr hofft, dass sich die Großsporthalle auch in dieser Saison vielfach in einen stimmungsvollen Hexenkessel verwandeln wird. Die Vorverkaufszahlen stimmen Geschäftsführer Faupel jedenfalls optimistisch. Die Anzahl der Dauerkarten bewege sich bislang auf dem Niveau des Vorjahres, der Verkauf der VIP-Pakete habe deutlich zugelegt. Wer die Spiele nicht in der Halle verfolgen kann, hat die Möglichkeit, im Internet mitzufiebern. Der Streaming-Anbieter "Sportdeutschland.tv" überträgt erneut alle Begegnungen der Liga. Dafür wurde die Bühler Großsporthalle technisch aufgerüstet. Unterm Dach hängt nun eine Kamera, die dem Ball automatisch folgt und so die Illusion erzeugt, sie würde von Menschenhand gesteuert. Oberfan Habich wird sich das Auftaktspiel aber selbstredend vor Ort anschauen, wie immer mit einer großen Pauke ausgerüstet. Eine Einschätzung, wie gut das neue Team von Trainer Ruben Wolochin ist, traut er sich nicht zu: "Ich habe die Jungs noch nicht im Einsatz gesehen", sagt er. Bei einem Treffen mit dem Fanclub während der Saisonvorbereitung habe er aber einen positiven Eindruck gewonnen: "Das hat Spaß gemacht." Dass der japanische Superstar Masahiro Yanagida jetzt in der polnischen Liga aufschlägt, sei spielerisch ein großer Verlust. Der Trubel vor allem seitens weiblicher Fans aus Fernost in der vergangenen Saison sei zwar "schon grenzwertig und gewöhnungsbedürftig gewesen", Yanagida habe auf dem Spielfeld aber überragende Leistungen gezeigt. Und den Baden-Rockets brachte das einjährige Engagement einige Mitglieder aus Japan ein, die dem Fanclub auch nach dem Wechsel ihres Lieblingsspielers die Treue halten.
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