"Es brennt an allen Ecken und Enden"
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Bühl (wv) - Intensiv gestaltete und erlebte die Pfarrgemeinde St. Peter und Paul die heilige Woche, die Karwoche. In den Ostergottesdiensten stieß sie zum innersten Kern des Glaubens vor, als Pfarrer Wolf-Dieter Geißler in der Osternachtfeier vielen Hunderten die frohe Botschaft verkündete: "Christus ist auferstanden, halleluja."
Einen "Augenzeugen" des Geschehens vor 2000 Jahren hatte die Gemeinde von Palmsonntag bis Karsamstag an ihrer Seite: In der Rolle des Apostels Andreas schilderte Pfarrer Geißler den jubelnden Empfang in Jerusalem, das gemeinsame Abendmahl, das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu. Am Gründonnerstag hatte Pfarrer Geißler allen Gläubigen beim Hereinkommen die Hände gewaschen, mit der Begründung: Eine Fußwaschung hätte bedeutet, eine kleine Gruppe auswählen zu müssen. Wie Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, berichtete "Andreas" in der Predigt. Dabei und beim Teilen des Brotes mit ihnen hätten sie gemerkt, dass es bei Jesus kein Oben und Unten gäbe. Tieftraurig setzte sich "Andreas" im Karfreitagsgottesdienst unters Kreuz. Er erhob sich aber, als er Hoffnung spürte, dass Jesu Tod nicht das Ende sei: "Er hat uns beim Abendmahl gesagt: Tut dies zu meinem Gedenken." Der Kirchenchor bereicherte die Liturgie durch eindrucksvollen Gesang, etwa mit Surianos "Turbae zur Johannespassion". Zwar waren alle Gottesdienste sehr gut besucht, doch in der Osternacht fasste St. Peter und Paul die Besucher kaum. Draußen vor dem Hauptportal loderte das von der Pfarrjugend geschürte Osterfeuer. An dessen Flammen entzündete Pfarrer Geißler die von Ute Grabinger künstlerisch gestaltete Osterkerze. In die dunkle Kirche hineingetragen, vervielfachte sich deren Leuchten, als an ihr die Kerzen der Gläubigen in den Bankreihen nach und nach entzündet wurden. Die musikalische Gestaltung übernahmen zunächst die Singstimmen der Schola und die Gläubigen im Kanon: "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn". Denn noch schwiegen Orgel und Glocken wie in der Karwoche. Wie sehr Ostern einst die Welt verändert hat, symbolisierte das Gloria: Im Kirchenschiff erstrahlten alle Lichter. Die Orgel entfaltete urplötzlich Klangpracht und führte zum Gemeindegesang: "Großer Gott, wir loben Dich." Das Evangelium schilderte, wie die Apostel Petrus und Johannes dem Grab Jesu zustreben, der erste nachdenklich gehend, der zweite freudig eilend. Das hatten zuerst zwei Ministranten mit einem Wettlauf durch die Kirche in Szene gesetzt. Dann vertiefte es Pfarrer Geißler in der Predigt. Er betrachtete Petrus als den Konservativen, der alles geordnet haben will, Johannes als den Progressiven, der schnell Neues erreichen will. Geißler zog Parallelen: Auch heute brauche die Kirche - wie damals - beide Charaktere: "Wir kommen alle ans Ziel. Das ist das Reich Gottes, das ist der Auferstandene." Im Sonntagsgottesdienst zog Pfarrer Geißler eine weitere Parallele, die zwischen dem Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris und der Institution Kirche. "Es brennt lichterloh an allen Ecken und Enden. Manches ist unrettbar verloren, doch das Schlimmste wird verhindert, die Grundmauern bleiben stehen: Unser Auftrag, den Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, den Armen zu helfen, uns immer wieder im Namen Jesu zu versammeln und zu tun, was er getan hat." Musikalisch Außergewöhnliches brachte der Festgottesdienst: Dirigiert von Michael Meier und an der Orgel differenziert begleitet von Wolfgang Trenkle sang der Kirchenchor Werke des 73-jährigen englischen Komponisten John Rutter, auch sein zur Hochzeit von Prinz William und Kate komponiertes "This is the Day". Bemerkenswert gut meisterte der Chor die ungewöhnliche Rhythmik, die anspruchsvolle Stimmführung und die teils altenglische Sprache der Lieder, die - weil harmonisch-melodisch eher romantisch denn zeitgenössisch geprägt - sehr gut ins Ohr gingen.
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