Frauen als Stimmenköniginnen
Von Gerold Hammes
Bühl - Das politische Erdbeben machte auch vor der Großen Kreisstadt Bühl nicht Halt: Vor allem für die CDU öffnete sich erneut ein Krater. Er verschluckte zwei weitere Sitze, nachdem die Partei bereits 2014 um drei auf neun Mandate geschrumpft war. Dafür schoss die GAL aus dem Boden und verfügt künftig über fünf Sitze im Friedrichsbau. Auch die Freien Wähler befinden sich auf der Überholspur und legen ebenfalls um ein Mandat zu. Die rechtspopulistische AfD profitierte vom Bundes- und Europatrend und sicherte sich aus dem Stand heraus einen Sitz. Für Hochspannung jedenfalls war gesorgt: Nach der Auszählung von sechs der insgesamt 31 Wahlbezirke rangierten die Unionschristen lediglich auf Rang drei: hinter den Grünen und hinter den Shooting Stars der Freien Wähler. Erst im Laufe des Nachmittags hellte sich das Bild für die Konservativen auf. Um 17.16 Uhr, als endlich das vorläufig amtliche Endergebnis vorlag, standen die Schwarzen dennoch mit einem dicken Veilchen da. Gerade noch zu 26,2 Prozent hatte es gelangt. Der Erdrutsch ging also ungebremst weiter - nach 34,2 Prozent 2014, 35,5 Prozent 2009 oder gar 44,4 Prozent 2004. Prominentestes Opfer war der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Hubert Oberle (Neusatz), aber auch Patric Kohler (Vimbuch) blieb auf der Strecke. Immerhin stellt die Fraktion mit Claudia Wendenburg mit 8 190 Voten die absolute Stimmenkönigin. Auf der Bühler Polit-Bühne meldete sich gleichwohl Georg Feuerer zurück. Der ehemalige Mitarbeiter der Kämmerei und Eisentäler Ortsvorsteher fuhr respektable 5 905 Stimmen ein. Auch Daniela-Caterina Alesi, die mit ihrer Familie im stickigen alten Trausaal den schleppenden Eingang der Wahlbezirksergebnisse verfolgte, lag lange Zeit gut im Rennen und landete mit 3 809 Voten auf einem respektablen neunten Platz der CDU-Liste. Dem bundesweiten Abwärtstrend konnte sich auch die SPD nicht entziehen. Sie rutschte von 18,7 auf 14,2 ab und büßte ein Mandat ein. Die Gesichter bleiben indes die Gleichen. Eine Blutauffrischung fand nicht statt. Strahlende Gesichter hingegen bei den Freien Wählern. Ihr Zugpferd heißt Yvonne Zick, die in der laufenden Legislaturperiode als Ersatzkandidatin noch nachgerückt war. Sie sammelte sage und schreibe 7 935 Stimmen und landete auf der Bestenliste hinter Wendenburg auf Rang zwei. Immerhin ziehen zwei neue Gesichter ins Kommunalparlament ein: Georg Schultheiß und Prof. Dr. Johannes Moosheimer. Am Ende stand ein Plus von 2,9 Prozent und ein weiterer Sitz. Auch Walter Seifermann konnte und wollte seine Freude nicht verbergen. Seine GAL legte um glatte drei Prozentpunkte zu und übersprang erstmals in der Geschichte knapp die 20-Prozent-Marke. Ein historisches Allzeithoch. Mit der Spitzenkandidatin Beate Gässler gibt es ein neues Gesicht am GAL-Ratstisch Bescheiden fiel mit 1,2 Prozent der Zuwachs bei den Liberalen aus. Am Ende sprangen 12,1 Prozent und drei Sitze heraus. Status quo also. Für Schlagzeilen sorgte der preisgekrönte Konditormeister Christian Böckeler, der - im Kappler Vereinsleben äußerst engagiert - das politische Erbe seines Vaters Stefan antritt, von dessen Namen sicherlich profitierte und sich auf 6 197 Stimmen katapultierte. Die Protestpartei AfD zieht erstmals in den Friedrichsbau ein: Ihr Vertreter heißt Peter Schmidt, ein Elektriker aus dem Hänferdorf. Er brachte es auf 2649 Voten. Auch die sieben weiteren Kandidaten lagen knapp an der 2000-Stimmen-Marke oder sogar darüber. Auch in Bühl knallte die Wahlbeteiligung förmlich durch die Decke: Von 23 241 Wahlberechtigten fanden 14 322 den Weg in die Wahlkabinen oder machten von ihrem Briefwahlrecht Gebrauch. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 61,6 Prozent (2014: 49,4). Die Kehrseite der eigentlich schönen Medaille: In den Wahllokalen bildeten sich am Sonntag lange Warteschlangen, obwohl einige Bürger lediglich ihre ausgefüllten Unterlagen loswerden wollten. Die Folge: Vielen war das Anstehen zu nervig, sie gingen unverrichteter Dinge wieder nach Hause, ohne letztendlich gewählt zu haben. Aber auch auf die Dauer der Auszählung in den Bühler Rathäusern hatte die hohe Wahlbeteiligung Auswirkungen, weil sie sich länger hinzogen als geplant. Zudem musste erst das Ergebnis der Kreistagswahl festgestellt werden. So konnte erst kurz vor 12 Uhr mit der Auszählung der Kommunalwahl begonnen werden. Im Einsatz waren 260 Wahlhelfer, zum ganz überwiegenden Teil städtische Mitarbeiter. Die "externen Leiharbeiter" wurden mit 60 Euro pauschal entlohnt. Nachstehend die Gewählten und ihre Stimmenanteile: CDU Claudia Wendenburg 8190 Margret Burget-Behm 7647 Johannes van Daalen 6854 Georg Feuerer 5905 Hans-Jürgen Jacobs 4923 Daniel Fritz 4791 Bernd Bross 4315 Ersatzkandidat Hubert Oberle Freie Wähler Yvonne Zick 7935 Karl Ehinger 5989 Georg Schultheiß 3736 Jörg Woytal 3624 Franz Fallert 3378 Johannes Moosheimer 3364 Ersatztkandidat Michael Regenold SPD Peter Hirn 7151 Barbara Becker 4832 Ulrich Nagel 3923 Timo Gretz 3866 Ersatzkandidat Stefanie Stedry GAL Walter Seifermann 7194 Peter Teichmann 5592 Ludwig Löschner 4820 Thomas Wäldele 4782 Beate Gässler 3608 Ersatzkandidat Gabriele Lieb-Eisemann FDP Christian Böckeler 6197 Lutz Jäckel 4317 Norbert Zeller 2993 Ersatzkandidatin Maren Endres-Rassek AfD Peter Schmidt 2649 Ersatzkandidat Roman Bauer
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