Ort der Erholung und Begegnung schaffen
Von Janina Fortenbacher
Gaggenau - "Die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt", sagte Albert Kamm, Inhaber der Gärtnerei Kamm, am Dienstagabend auf dem Ottenauer Bergfriedhof. Der Trend gehe weg von Sargbestattungen und hin zu Urnen- und pflegelosen Gräbern. "Deshalb müssen wir uns über die Entwicklung des Friedhofs Gedanken machen", betonte er. Von der Stadt Gaggenau war er beauftragt worden, ein Konzept zur Umgestaltung der Ruhestätte zu entwerfen, das er den rund 25 Bürgern vor Ort vorstellte. "Im Jahr 1994 lag der Anteil der Sargbestattungen noch bei knapp 80 Prozent. Mittlerweile liegt der Anteil der Urnenbestattungen bei fast 90 Prozent", verdeutlichte Kamm mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte. Damit habe sich das Verhältnis der beiden Bestattungsarten komplett gedreht. Seit 2012 gibt es in Ottenau zudem die Möglichkeit der Baumbestattung oder eines Rasengrabs. "Auch hier ist festzustellen, dass die Nachfrage solcher alternativen Bestattungsarten ansteigt", so Kamm. Dieser Wandel habe zur Folge, dass immer weniger Fläche für Grabstätten benötigt werde. "Die alten Sarggräber werden nach und nach auslaufen. Viele davon werden wahrscheinlich nicht mehr nachgekauft", vermutet Kamm. Zukünftig soll der obere Teil des Friedhofs deshalb in eine Grünfläche umgewandelt werden. Die Urnen- und Sarggräber sollen größtenteils im unteren Teil des Friedhofs angeordnet sein. Ziel sei es, dass der Friedhof "als Park- und Erholungsraum wahrgenommen wird". "Hier soll ein Platz der Begegnung entstehen, an dem man gemeinsam der Toten gedenken kann", fügte Pfarrer Matthias Weil hinzu. Um das zu erreichen, sei vor allem der erste Eindruck wichtig, meinte Kamm. Deshalb müsse insbesondere das Feld direkt oberhalb der Einsegnungskapelle, am Haupteingang des Friedhofs, aufgewertet werden. Es soll künftig mit neuen Wegen umstrukturiert und für Urnenwahlgräber reserviert sein. "Hier sollen keine Neubelegungen mit Sarggrabstätten mehr erfolgen", erklärte der Gärtner. Kein Grab wird Grab- und Grünflächen: Dichte Hecken sollen gerodet, Böschungen abgeflacht und mit lockeren Strauchpflanzen verschönert werden. Wege sollen saniert und zum Teil neu angelegt werden. Zugänglichkeit: Der Friedhof verfügt über rund 38 Treppenanlagen. Fast alle müssen saniert werden. An einem Großteil der Treppen sollen Rampen angebracht werden, um die einzelnen Grabfelder barrierefrei zu erreichen. Allein für die Treppensanierung fallen schätzungsweise Kosten in Höhe von 49 800 Euro an. Allee: Die Birken haben ein Alter erreicht, in dem es nicht mehr sinnvoll ist, sie zu erhalten. Sie könnten durch besondere Eichen ersetzt werden, die den Klimawandel gut ertragen und keine großen Pflegemaßnahmen erfordern. Kapelle: Die Einsegnungskapelle ist zu klein. Viele Besucher müssen bei Trauerfeiern im Außenbereich stehen. Deshalb soll dort ein Vordach aus Holz angebracht werden, sodass die Besucher wettergeschützt an der Trauerfeier teilnehmen können. Für den Innenraum sind zehn neue Elektroheizlüfter vorgesehen. Besonders stolz zeigte sich Kamm im Hinblick auf das Angebot "Gärtnerbetreutes Grabfeld". In der dafür vorgesehenen Fläche biete die Stadt Grabstätten an, die von Friedhofsgärtnern gepflegt werden. "Das ist eine Alternative für diejenigen, die sich einen Ort zum Trauen wüschen, aber keinen Pflegeaufwand möchten." Für sein Friedhofskonzept erhielt Kamm seitens der Anwesenden viel Zuspruch. Im Herbst werden die Planungen dem neuen Gemeinderat vorgestellt. Kamm hofft, die Räte überzeugen zu können: "Natürlich ist die Umgestaltung mit hohen Kosten verbunden, aber es ist eine Investition in die Zukunft - und die ist es wert."
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