Mit Arnold kehrte im Ettlinger Rathaus Ruhe ein
Von Stefan Jehle
Ettlingen - Wenn am kommenden Sonntag in Ettlingen die Bürger zur Urne gerufen werden, steht nur ein einziger Kandidat auf dem Wahlzettel: Johannes Arnold. Der parteilose Oberbürgermeister, der als Mitglied der Freien Wähler auch dem Kreistag angehört, stellt sich zur Wahl für eine zweite Amtsperiode. Der gebürtige Heimerdinger (ein Stadtteil von Ditzingen, Landkreis Ludwigsburg), am Wahltag inzwischen 49 Jahre alt, ist alles andere als ein Selbstdarsteller. Im Auftritt eher zurückhaltend, ein scheinbar nüchterner Verwaltungsfachmann - der einst in Konstanz ein Studium als Diplom-Verwaltungswissenschaftler abschloss - zeigt er sich auch jetzt verschlossen, wenn es um frühere Streitigkeiten in dem historischen roten Barockbau aus dem Jahr 1738 geht. Eines steht fest: Mit Johannes Arnold kehrte wieder Ruhe ein im Rathaus in der 39 000-Einwohner-Stadt am Flüsschen Alb. "Richtig glücklich wurde ich und absolute Erfüllung fand ich hier in Ettlingen in der Aufgabe als Oberbürgermeister", sagt er über sich selbst. Arnold hat der Stadt, die mit der vor Jahrzehnten von dem einstigen Vorgänger Erwin Vetter (CDU) gestarteten Altstadtsanierung und der Landesgartenschau 1988 die Voraussetzungen zu späterer Blüte erfuhr, wieder mehr Verankerung in der Region verschafft. Nicht nur im Tourismusbereich wird über den Tellerrand hinausgeschaut, und mit den Nachbarn zusammengearbeitet. Ein Wohnbauflächenatlas wurde erstellt, Programme für Schulsanierung aufgelegt, ein Klimaschutzmanager eingestellt. Eine Intensivierung von Bürgerinfoveranstaltungen hält Arnold sich zugute, spricht von "bislang knapp 60 in verschiedenen Formaten". Er startete nach 2015 auch, laut seinen eigenen Worten, acht "sehr gut besuchte Ortsteilgespräche". Eher zögerlich war der Rathauschef dagegen in der Ausweisung von Vorrangflächen für Windräder auf den Anhöhen des Schwarzwalds. Und zurückhaltend auch in der Finanzpolitik: Die als Aushängeschild des Kulturlebens geltenden Schlossfestspiele hatten - auch deshalb - vergangenes Jahr wieder mal einen Intendantenwechsel. Udo Schürmer, seit 2007 in Ettlingen tätig, sah angesichts der Sparpolitik des Rathauses "keinen Bewegungsspielraum" mehr. Spekulationen Lange blieb unklar, ob der 2011 erstmals in Ettlingen - im ersten Wahlgang, bei drei Mitbewerbern - mit einem Stimmenanteil von 50,74 Prozent ins Amt gewählte Arnold dieses Mal einen Gegenkandidaten erhalten würde. Eine Kandidatin, die zunächst antreten wollte, hatte Anfang Juni schon wieder zurückgezogen. Es blieb Spekulation, ob der frühere Beigeordnete Thomas Fedrow gegen ihn antreten würde. Fedrow stand im Mittelpunkt der einst über Jahre hin anhaltenden Querelen, die zum Teil landesweit Schlagzeilen machten. 2010, noch unter Vorgängerin Gabriela Büssemaker (FDP) vom Gemeinderat gewählt, hatte der CDU-Beigeordnete Fedrow schnell Zoff mit den jeweiligen Oberbürgermeistern. Bei Büssemaker hieß es schon nach wenigen Monaten, er "habe sie geschlagen, sei handgreiflich geworden". Auch unter Arnold blieb das Klima zuweilen frostig. Von anonymen Briefen (als deren mutmaßlicher Urheber Fedrow identifiziert wurde), war ebenso die Rede wie von Missachtung der Rathaushierarchie. Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft und das mehrfache Einschalten der Dienstaufsicht in Karlsruhe kamen hinzu. Im November 2017 war das Kapitel Fedrow zu Ende - der Gemeinderat verweigerte ihm die Wiederwahl. Fedrow trat danach aus der CDU aus. Auch zu Vorgängerin Büssemaker gab es Nachwehen - allerdings eher außerhalb der Stadt. Die 2003 ins OB-Amt gewählte ehemals Mannheimer FDP-Politikerin trat 2011 nicht mehr an, weil sie mit fast allen Fraktionen über Kreuz lag. Als Protegé von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel - der sie auch für Ettlingen vorgeschlagen hatte - wurde sie 2012 in einer dem Ministerium nachgeordneten Bonner Behörde in ein hohes Amt gehievt. Diese Position verließ sie bereits im Jahr 2014 wieder. Heute betreibt Büssemaker einen Champagner-Shop, derzeit in Kempten im Allgäu. Ritterschlag von
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