Premiere für neuen Chef
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Von Jürgen Volz
Karlsruhe - Es ist vieles anders an diesem Donnerstag bei der Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe: Die jährliche Bilanz-Pressekonferenz findet im "dm-dialogicum", der neuen Firmenzentrale, statt. Und die Zahlen präsentiert nicht wie in den vergangenen Jahren Erich Harsch, sondern dessen Nachfolger Christoph Werner. Der Sohn des Firmengründers Götz W. Werner übernahm Ende August kurzfristig, nachdem Harsch zuvor seinen Abgang zur Baumarktkette Hornbach angekündigt hatte. Jetzt sitzt Werner als Sprecher der Geschäftsführung den Journalisten gegenüber und steht ihnen routiniert Rede und Antwort. Der 46-Jährige war bereits zuvor zehn Jahre lang in der dm-Geschäftsführung für Marketing und Beschaffung zuständig gewesen. Dass er nun schneller als erwartet an die Spitze des Gremiums rückte, stört Werner nicht. Im Gegenteil: Es ist eher Ansporn für ihn. "Ich kenne das Unternehmen seit meiner Kindheit - und es ist eine tolle Herausforderung und eine große Aufgabe zugleich", sagt der Manager. Anders als sein Vorgänger Harsch, der in der Regel bei solchen Anlässen als Alleinunterhalter auftrat, hat Werner seinen Vorstandskollegen Roman Melcher, zuständig für das Ressort IT, an seiner Seite. In seiner ersten Bilanz-Pressekonferenz kann Werner durchweg positive Zahlen vorlegen. Das Geschäftsjahr 2018/19, das am 30. September endete, war erneut von Wachstum geprägt. Das Unternehmen hat vor allem dank guter Geschäfte im Ausland insgesamt rund 11,2 Milliarden Euro umgesetzt - ein Plus von 4,6 Prozent zum Vorjahr. In Süd- und Südosteuropa war dm erneut erfolgreich unterwegs und konnte den Umsatz um satte neun Prozent auf 2,83 Milliarden Euro steigern. In Deutschland betrug der Zuwachs 3,2 Prozent auf 8,37 Milliarden Euro. Aktuell ist dm in zwölf Ländern außerhalb des Heimatmarkts präsent, am stärksten in Österreich. In Deutschland eröffneten die Karlsruher kürzlich in Hamburg ihren 2 000. Markt. Wobei das Unternehmen auch in Zukunft viel Geld in die Hand nehmen will, um die Filialen technisch und optisch auf dem neuesten Stand zu halten. "Dafür sind mehr als 100 Millionen Euro vorgesehen", sagt Vorstandsmitglied Melcher. Über Gewinne wird bei dm traditionell nicht geredet. Auch der neue Chef tut es nicht. Nur so viel: "Wir haben unsere Ziele übererreicht", sagt Werner. Soll heißen, die Marge von einem Prozent, die sich dm generell zum Ziel setzt, wurde übertroffen. Und für das neue Geschäftsjahr, das am 1. Oktober begonnen hat, erwartet Werner eine "quantitativ positive Entwicklung." Nach eigenen Angaben konnte dm bis Ende Juni seinen Marktanteil in Deutschland von 23,9 auf 24,2 Prozent erhöhen. Der Markt für Drogeriewaren ist bislang ganz klar vom stationären Handel geprägt. Allerdings spielt der Online-Verkauf zunehmend eine Rolle. Der deutsche Branchenprimus hat schon vor geraumer Zeit einen eigenen Shop an den Start gebracht. Seither hat sich der Umsatz zufriedenstellend entwickelt und einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag erreicht. Vom Verteilzentrum in Wustermark (Brandenburg) aus werden täglich bis zu 6 000 Pakete verschickt. Trotzdem räumt Werner ein: "Wir legen beim Online-Shop noch drauf." Um den Umsatz im Netz weiter anzukurbeln hat dm zuletzt einige Initiativen, wie etwa die "Marktabholung Express", auf den Weg gebracht. Im Raum München können Kunden seit Kurzem ihre Ware spätesten vier Stunden nach der Bestellung über das Internet in einem von 54 dm-Märkten fertig zusammengestellt abholen. Auch mit dem digitalen Geschäftskundenportal "dm business" geht man neue Wege. Hier werden insbesondere Unternehmen, aber auch Kindergärten, Arztpraxen oder Anwaltskanzleien angesprochen, die Waren in größeren Mengen bestellen und geliefert bekommen. In der im Juli fertiggestellten neuen Firmenzentrale im Karlsruher Stadtteil Durlach, die rund 120 Millionen Euro kostete, arbeiten inzwischen 1 800 Menschen in flexiblen Zeitmodellen. Konzernweit hat dm aktuell mehr als 62 000 Beschäftigte, davon rund 41 000 in Deutschland.
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