Ein kleines "Paradies" am Bärensee
Rastatt (sawe) - Die "Raukehl", der Freizeitplatz in den Rastatter Rheinauen, ist ein kleines Idyll, das von den Naturfreunden gehegt und gepflegt wird. Obwohl die Nutzer immer wieder mit Hochwasser und auch - gerade im vergangenen Jahr verstärkt - mit Vandalismusschäden zu kämpfen haben, ist ihnen das "kleine Paradies" in unmittelbarer Nähe des Rheins die stete Mühe wert. Im Gegensatz zu den anderen Häusern der Naturfreunde wie dem Wanderheim "Bonora" im Schwarzwald und dem Naturfreundehaus "An der Murg" in Rastatt, wird die "Raukehl" nicht verpachtet.
Die Wiese an der "Raukehl" am kleinen Bärensee entdecken die Rastatter Naturfreunde Ende der 1950er Jahre, als sie eine Bootsfahrt auf Murg, Rhein und Plittersdorfer Altwasser unternehmen. 1960 können sie einen Teil der Wiese von der Gemeinde Plittersdorf als Liege- und Zeltplatz pachten. Pächter des zweiten Teils der Wiese ist Anton Müller, auf seinem Stück ist es erlaubt, "Gebäulichkeiten" zu errichten. Müller erstellt die Gambrinushütte, informiert Heinz Zoller weiter, der im 100. Jahr des Bestehens der Naturfreunde die Geschichte des Freizeitplatzes aufgeschrieben hat. 1973 können die Naturfreunde dann auch die Hütte mieten, renovieren sie später, bauen ein Plumpsklo ein und schlagen einen Brunnen. Das Haus wird bewirtschaftet, zunächst im wechselseitigen Hüttendienst, bis dann Emil Uhrig und seine Frau Charlotte die Verwaltung übernehmen. 1976 pachten die Naturfreunde auch die zweite Hälfte des Areals. 1983 bauen sie mit Hilfe der Plittersdorfer Fischer eine Veranda an. Mit den Petrijüngern ist bereits einige Jahre zuvor eine Vereinbarung getroffen worden, wonach die Naturfreunde das Haus von Mai bis Oktober bewirtschaften und die Fischer dieses in der Winterzeit zu kameradschaftlichen Treffen nutzen können. 1983 wird die wasserrechtliche Genehmigung erteilt, die alle zehn Jahre neu beantragt werden muss. Bereits 1975 ist die Rheinaue als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden, 1984 erfolgt die Verordnung als Naturschutzgebiet "Rastatter Rheinaue". Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen: Naturfreundehaus und Kanuwanderweg durch die Rheinauen sollen weichen, berichtet Zoller von einer kritischen Situation. Doch der Vorsitzende Werner Mellert, der heute Ehrenvorsitzender ist, erreicht in Verhandlungen mit dem damaligen Regierungspräsidenten Trudbert Müller, dass "beides erhalten bleiben kann, was einen verantwortungsvollen Umgang damit erfordert", so Zoller weiter. Ein trauriges Ereignis gibt es 1986, als Emil Uhrig bei Hochwasser nach dem Rechten schauen will und ertrinkt. Ihm zu Ehren wird ein Gedenkstein errichtet. "Das schlimmste Hochwasser", erinnert sich Brigitte Wagner, die bei den Naturfreunden für die Pressearbeit zuständig ist, "war 1999: Da lief das Wasser selbst in die auf Betonpfeilern stehende Hütte hinein." 1993 schenkt Anton Müller dem Ortsteil Plittersdorf die Hütte. Die Miet- und Pachtverhältnisse werden zunächst in einem Vertrag zwischen Ortsverwaltung Plittersdorf und Naturfreunden zum 1. Januar 1993 neu geregelt und der Vertrag im November 1994 dann nochmals mit der Stadt neu gefasst. Heute wird der Platz nur noch selten zum Zelten genutzt, "obwohl die Schnakenplage mit der Schnakenbekämpfung geringer geworden ist", konstatiert der Vorsitzende schmunzelnd. Allerdings betreiben die Naturfreunde die Naturerlebnisstation "NEST Raukehl", dort gibt es zweimal im Jahr Aktionstage der jungen Familien mit Basteln, Kanufahren, Wasserstation und auch Müllsammlungen. Die Aktionstage finden im Mai und im August statt, mit der August-Aktion beteiligen sich die Naturfreunde zugleich am Ferienprogramm der Stadt Rastatt. www.naturfreunde-rastatt.de
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