Pioniergeist soll wachgehalten werden
Rastatt (ar) - An der Waldorfschule Rastatt starteten am 21. September 1998, vor 21 Jahren, 32 Schüler ihren Unterricht in zwei Klassen. Den 20. Geburtstag im vergangenen Jahr ließ man verstreichen. Groß gefeiert wurde der Anlass nun zusammen mit dem 100-jährigen Jubiläum der Waldorfbewegung an diesem Wochenende mit einem vielfältigen Programm in und um die Schule sowie im Bürgersaal der Reithalle.
Wer Geburtstag hat, der putzt sich fein raus, trifft unzählige Vorbereitungen und zeigt sich als herzlicher Gastgeber. Genau dies tat die Waldorfschule Rastatt zwei Tage lang. Unzählige Programmpunkte wie Workshops, bei denen nicht nur die Waldorfpädagogik, sondern auch Wildbienen, gewaltfreie Kommunikation oder Medienmündigkeit Thema waren, Zirkus- und Theateraufführungen, Ballspiele, Führungen durch den Schulgarten, Hip-Hop und Musik boten Jung und Alt Kurzweil. Die ehemalige Schülerin und mittlerweile bekannte Musikerin und Songwriterin Leona Berlin begeisterte mit ihrer souligen Stimme, Gitarrist Gerhard Sänger, Waldorfvater und Förderer, gestaltete mit Maike Oberle im "2cool Acousticduo" den Samstagabend, den DJ Ruben Vierling mit Partymusik ausklingen ließ. Offiziell eröffnet wurde die Doppelfeier mit einem Festakt im Bürgersaal der Reithalle am Samstagvormittag, bei dem viele philosophische Redebeiträge an die Anfänge der Waldorfbewegung erinnerten, aber auch Einblicke ins aktuelle Schulleben gegeben wurden. Durch das Programm führten zwei Urgesteine der Waldorfschule Rastatt, Jutta Nagel aus dem Vorstand des Schulvereins und Susanne Jung, die sich seit 1996 für die Gründung und Entwicklung der Waldorfschule Rastatt eingesetzt hat. "Die Waldorfschule Rastatt, an der heute fast 330 Schüler in 13 Klassen unterrichtet werden, ist eine wertvolle Ergänzung und Bereicherung der vielfältigen Schullandschaft in Rastatt. Sie ist eine tolle Alternative bei der Schulwahl, das gilt auch für den Waldorfkindergarten", sagte Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch in seinem Grußwort. Der Mut und das Engagement der Elternschaft verdienten "größten Respekt", meinte Pütsch, der auf die Entwicklungschancen der Schule und den Wunsch nach einer eigenen Turnhalle verwies und weitere Unterstützung von Seiten der Stadt versprach. An die Ursprünge der Waldorfpädagogik, deren Geburtsstunde am 23. April 1919 bei einem ersten Vortrag vor Arbeitern in der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart war, erinnerte Robert Blank, der bis zu seiner Pensionierung an der Waldorfschule Rastatt unterrichtete. "Es sollte eine Schule sein, in der Kinder der Arbeiter genauso ausgebildet werden wie die Kinder vermögender Eltern, wobei sich der Lehrplan ganz nach Rudolf Steiner nach der seelischen Entwicklung des Kindes richten sollte", so Blank. Auch Thomas Hähl, Lehrer der ersten Stunde, blickte zurück auf die Bemühungen und neun Monate harte Arbeit, die die Pioniere der Waldorfschule in Rastatt erbringen mussten. "Die Eltern haben teilweise Urlaub genommen und im Staub das alte Kasernengebäude entkernt", erinnerte er. Lehrer, Eltern und Schüler hätten sich von diesem Pioniergeist getragen gefühlt. Diesen Geist müsse man sich erhalten, weshalb gerade auch heute die Waldorfpädagogik noch wichtig sei. "Die Waldorfschule ist ein ständiger Prozess, an dem wir alle arbeiten müssen", sagte Werner Kohr, einer der Gründerväter der Rastatter Waldorfschule. Philosophisch betrachtete Marianne von Musika, die beim Aufbau der Oberstufe an der Rastatter Waldorfschule geholfen hatte, das Erwachsenwerden nach der anthroposophischen Interpretation. Natascha Warzecha erklärte die Bedeutung der Waldorfpädagogik aus Sicht einer Mutter. Das Kind werde ganzheitlich betrachtet. "In dieser Schule wird das Individuum gefördert, es wird mit allen Sinnen gelernt und nicht nur einem Leistungsdruck entsprochen", sagte sie.
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