Es bleibt dabei: Kollegah-Konzert abgesagt
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Von Sebastian Linkenheil
Rastatt - Es bleibt dabei: Das für 9. November geplante Konzert des Deutschrappers Kollegah in der Rastatter Badner Halle wird nicht stattfinden. Das hat der Gemeinderat in einer eigens einberufenen nicht-öffentlichen Sitzung am Donnerstagabend mit großer Mehrheit beschlossen. Der Gemeinderat machte auch deutlich, dass ein Kollegah-Konzert nicht nur am 9. November, sondern auch an einem anderen Tag in Rastatt nicht erwünscht sei. Das heißt, auch nach einem Ersatztermin wird nicht mehr gesucht. Die Gemeinderatsmehrheit folgte dem Beschlussvorschlag der Verwaltung und ermächtigte den zuständigen Eigenbetrieb Kultur und Veranstaltungen mit der Kündigung des Mietvertrags für die Badner Halle - auch wenn dies Folgekosten verursachen würde. Zu deren möglicher Höhe will sich die Stadtverwaltung nicht äußern. Nach BT-Informationen schätzt man sie intern auf 30 000 bis 60 000 Euro. Wie die städtische Pressestelle mitteilt, hatte eingangs der Sitzung Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch nochmals klargestellt, warum aus seiner Sicht ein Konzert des "höchst umstrittenen Rappers" ausgerechnet am Gedenktag an die Reichspogromnacht für Rastatt nicht hinnehmbar und rufschädigend für die Stadt sei. In der Pressemitteilung heißt es: "Angesichts der antisemitischen, gewaltverherrlichenden und frauenverachtenden Texte des Künstlers und der Skandale, die er durch seine Auftritte hervorgerufen hatte, kann Rastatt besonders an diesem sensiblen Tag nicht Veranstaltungsort eines solchen Konzertes werden." Der Oberbürgermeister wird folgendermaßen zitiert: "Wir alle sind gefordert, hier ein klares Zeichen zu setzen. Denn als aufrechte Demokraten tragen wir Verantwortung, das Erinnern an die Gräueltaten des Naziregimes am 9. November hochzuhalten. Und wir sind ebenso gefordert, Vorbild zu sein und dem entgegenzutreten, was unser Festredner am 3. Oktober, Professor Di Fabio, ,Verwahrlosung der Gesellschaft' genannt hat. Und zu dieser Verwahrlosung gehört auch die Verrohung der Sprache, die dieser Künstler in seinen Texten zum Ausdruck bringt. Dafür sollte es in Rastatt keinen Platz geben." Bestätigung erhält die Stadt Rastatt auch vom Bundesbeauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, den der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Jonas Weber und seine Bundestagskollegin Gabriele Katzmarek (beide SPD) um eine Einschätzung gebeten hatten: "Viele Teile von Kollegahs Oeuvre, besonders seine Videos wie zum Beispiel ,Apokalypse', sind unzweifelhaft antisemitisch. Dabei ist auch nicht von Belang, wie ,bewusst' oder beabsichtigt das jeweils ist. Kollegah hat sich auch nach einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau wiederholt antisemitisch geäußert. Gerade in Anbetracht der jüngsten Ereignisse in Halle könnte ein Auftritt von Kollegah am 9. November politisch problematische Auswirkungen haben." Die Entscheidung, das Konzert für den 9. November abzusagen und nach einem Ersatztermin zu suchen, hatte der OB schon Mitte vergangener Woche getroffen (wir berichteten). Vorausgegangen war eine Anfrage des Badischen Tagblatts, wie das sensible Datum mit dem geplanten Kollegah-Auftritt zusammenpasst. Dem Gemeinderat vorgelegt habe man die Entscheidung nun, weil sie in diesem Fall nicht zum Geschäft der laufenden Verwaltung gehöre, wie Pressesprecherin Heike Dießelberg erklärt. Denn ein Budget für mögliche Ausfälle beim Eigenbetrieb Kultur und Veranstaltungen sei im Haushaltsplan nicht vorgesehen.
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