Fridman pokert richtig und hat "etwas Glück"
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Von Hartmut Metz
Erneut hat ein Deutscher beim Grenke Chess Open in Karlsruhe triumphiert: Nachdem im Vorjahr der 13-jährige Vincent Keymer sensationell Platz eins belegte, feierte nun der Bochumer Daniel Fridman seinen bisher größten Einzelerfolg. Der Nationalspieler, der 2011 mit der deutschen Auswahl Europameister geworden war, lag hauchdünn vor sieben Konkurrenten. Der Poker des 43-jährigen Schach-Großmeisters ging in der neunten Runde mit einem Remis gegen die deutsche Nachwuchs-Hoffnung Alexander Donchenko auf. Kein Kontrahent schaffte acht Zähler wie Keymer 2018. Fridman wies bei jeweils 7,5 Punkten die beste Buchholz-Wertung auf. Sie addiert die Punkte, die die Gegner erzielten. Fridman hatte einen Buchholz-Zähler mehr auf dem Konto als der ukrainische Topfavorit Anton Korobow und kassierte nicht nur mehr als 13 000 Euro Preisgeld. Vor allem darf er nächstes Jahr im Konzert der ganz Großen mitspielen. Dort führen nach drei Runden Weltmeister Magnus Carlsen und der Russe Peter Swidler (je 2,5). Carlsen quälte zwar auch den Inder Viswanathan Anand wieder mehr als sechs Stunden, aber der "Tiger von Madras" hielt erfolgreich bis zum Dauerschach dagegen. Vizeweltmeister Fabiano Caruana liegt mit Anand auf Platz drei (beide 2). Der US-Amerikaner schlug Keymer. Der 14-Jährige agierte erneut mutig und stand laut den Schach-Programmen auf Gewinn. Am Schluss drehte Caruana jedoch das Blatt. "Die Jungs verteidigen sich eben zäher als seine bisherigen Gegner", weiß Keymers Trainer Peter Leko als Weltklassespieler aus eigener Anschauung nur zu gut. Gestern Abend kam es in der Schwarzwaldhalle zur ersten WM-Revanche zwischen Caruana und Carlsen. Morgen ziehen die Asse ins LA8 in Baden-Baden um, wo die letzten vier der neun Runden (ab 15 Uhr) ausgetragen werden. "Ich hatte auch etwas Glück im Verlauf der fünf Tage, aber ohne Glück kann man so ein starkes Turnier nicht gewinnen", betonte Fridman nach seinem Sieg im A-Open. Kein Glück hatte dagegen Alireza Firouzja. Für den 15-jährigen Iraner war der Traum bereits in Runde drei geplatzt, im folgenden Jahr gegen Carlsen spielen zu dürfen. Ausgebremst wurde er durch die Politik. In der dritten Runde sollte Firouzja gegen Or Bronstein antreten - doch das Regime untersagt den Sportlern jeglichen Vergleich mit dem Erzfeind Israel. Um drakonische Strafen der Mullahs in der Heimat zu verhindern, blieb der an Position vier gesetzte Großmeister lieber dem Brett fern, an dem Bronstein irritiert um sich schaute, und verlor kampflos. In der nächsten Partie unterlief dem verstörten Jugendlichen ein unglaublicher Patzer. Er stellte gegen die Baden-Badenerin Antonia Ziegenfuß einen Turm ein. Die anderen sieben Partien gewann Firouzja zwar, verpasste aber auf Platz 27 ein erkleckliches Preisgeld.
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