Party in Blau-Weiß
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Von Winfried Heck
Vorwiegend heiter gingen die Fans am Samstag ins letzte Heimspiel ihres KSC - und vorwiegend heiter feierten sie anschließend ihr Team. Dabei hatten die Gäste aus Halle alles unternommen, um als Partycrasher die Stimmung wenigstens etwas einzutrüben. Pyrotechnik vor Spielbeginn, drei Gegentore in 90 Spielminuten, das war es dann aber auch. "Aufstieg ist Aufstieg, das kann uns keiner mehr nehmen", äußerte sich ein junger Fan, dem schon vorher klar war, dass es auf dem Wildparkrasen kein Kampf um den letzten Grashalm mehr geben würde. Die Verbundenheit zum sportlichen Aushängeschild der Stadt signalisierten schon vor Spielbeginn Oberbürgermeister Frank Mentrup mit mehreren Amtskollegen und Gemeinderatsmitgliedern. Sie standen beim Einlaufen der Spieler Spalier, später saßen sie höchst entspannt auf der Tribüne. "Ich habe auch schon Siege gesehen", trat Oberbürgermeister Mentrup nach Schlusspfiff gleich mal Gerüchten entgegen, wonach der KSC immer verlieren würde, wenn er im Stadion sei. Die unnötige, andererseits aber auch völlig bedeutungslose 2:3-Niederlage des Karlsruher Sport-Club gegen das Team aus der Partnerstadt Halle konnte Mentrup nicht wirklich schrecken. "Wir haben diese Saison eine Mannschaft gesehen, die sehr ordentlichen Fußball spielen kann und bald werden wir auch ein sehr ordentliches Stadion haben", sagte er. Seine Stellvertreterin, Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz, nickte. "Der Blick geht nach vorne", sprach sie vielen Fans aus dem Herzen. Dass beim Saisonfinale der Sieg fehlte, störte die Wenigsten. Schon während des Spiels ließen sich die Fans von Toren des Gastes nicht schocken, stattdessen wurde zeitweise gemeinsam mit den gegnerischen Anhängern altes, deutsches Fußball-Liedgut gesungen. "Oh, wie ist das schön", hallte es durchs Stadion, kurz nachdem Halle durch Braydon Manus Sonntagsschuss mit 2:1 in Führung gegangen war. "Nie mehr dritte Liga" war der andere Hit des Tages, den natürlich nur die Fans der Gastgeber zum Besten gaben, "Zweite Liga, ihr habt keine Chance", konterte die rot-weiße Gegengerade. Ganz so schlimm sehen es die KSC-Fans zwar nicht, doch es herrschte gesunder Realismus vor. "Erst mal die Klasse halten", sagte ein altgedienter Fan im Ehrmann-Trikot, das an bessere Zeiten des KSC erinnerte. Um schmunzelnd anzufügen: "Und dann Champions League." "Das dauert aber noch mindestens drei Jahre", merkte der Nebenmann lachend an. Einige Fans älteren Semesters murrten hingegen. "Ein bisschen mehr Einsatz wäre schön gewesen." Ganz ohne Genörgel geht es in Karlsruhe eben nie. Deutlich mehr Einsatz zeigte Stadionsprecher Martin Wacker, der die mehreren Tausend Fans nach dem Spiel auf dem zur Partymeile umfunktionierten Kunstrasenplatz bei Laune hielt, bis die Mannschaft dort endlich aufkreuzte. "Sie müssen sich noch schick machen", forderte er etwas Geduld ein. Schon wenig später gab es kein Halten mehr. Mannschaft und Funktionsteam wurden heftig gefeiert, Marvin Pourié, der nach Spielende vom DFB als Spieler der Saison und Torschützenkönig ausgezeichnet worden war, wurde ans Mikrofon zitiert. Mit einem "Wir woll'n Dich singen hör'n, wir woll'n Dich singen hör'n" wurde der Torjäger so lange genötigt, bis er klein bei gab und mit "Nie mehr dritte Liga, nie mehr, nie mehr..." den Hit des Tages anstimmte. Gegen 17 Uhr verabschiedete sich die Mannschaft schließlich. Eine halbe Stunde später sorgte der einsetzen de Gewitterregen für die finale Abkühlung bei den Fans.
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