Nancho sorgt für Fragezeichen
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Von Klaus Göntzsche
Die Ratlosigkeit aller Experten war groß. Nicht nur wegen des überlegenen Sieges des in der Nähe von Budapest bei Gabor Moranka trainierten vierjährigen Wallachs Nancho in der Baden-Württemberg-Trophy gegen die deutschen Favoriten By My Sheriff (Dritter) und Itobo (Vierter). Man wusste schließlich lediglich, dass Nancho bei der BBAG-Herbstauktion für 9 000 Euro nach Ungarn verkauft worden war. Der Name des Züchters, Heiko Johanpeter, war selbst Insidern total unbekannt. Der 61-Jährige aus dem ostwestfälischen Gütersloh-Isselhorst hat das Rennen zu Hause im Internet verfolgt und wunderte sich: "Ich habe es mir mehrfach angeschaut, konnte mich daran förmlich satt sehen." Nancho ist auf dem Hof des am 21. November 2013 verstorbenen Trainers, Besitzers und Züchters Reinhard Johannsmann in Gütersloh-Ebbesloh aufgewachsen. "Johannsmann war ja immer für Überraschungen gut. Ich hatte zwar Pferde, aber mit Galopprennen nichts zu tun. Trotzdem hat er mir die Stute Nantana verkauft", erzählt Johanpeter. Auf der Rennbahn hatte die Stute vom Spitzenhengst Paolini drei Rennen gewonnen im Jahr 2013 endete ihre Rennlaufbahn und sie wurde von Tai Chi gedeckt. Am 13. Februar 2015 kam dann Nancho zur Welt. Als der in der Szene überaus beliebte Johannesmann verstarb und dessen Partnerin Andrea Bernickel den Hof übernahm, kam der umtriebige Vollblutexperte Wilhem Feldmann ins Gespräch. "Er ha viel von Nancho gehalten und auch geraten, ihn zur Auktion zu schicken," berichtete Johanpeter am Morgen nach dem Sieg in Iffezheim. Zur Vorbereitung für die Versteigerung ist er dann ins Gestüt Ohlerweiherhof der Familie Volz nach St. Wendel ins Saarland gegangen. Dort steht der Hengst Tai Chi. Nach dem Ungarn-Transfer verschwand Nancho zunächst aus dem Blickfeld, nur Andrea Bernickel hielt Kontakt und informierte den Züchter, der über sich sagt: "Ich bin ja im Rennsport ein Laie. Wenn ich geahnt hätte, das er in Iffez heim so gewinnt, wäre ich schon angereist. Man hatte mir aber gesagt, Nancho hätte es in diesem Rennen sehr schwer." In Ungarn hat das Pferd im Übrigen mehrfach den Besitzer gewechselt. Nun wird es nicht lange dauern, ehe auch Heiko Johanpeter Verkaufsangebote auf den Tisch flattern. Man darf gespannt sein, wie es mit Nancho weitergeht. Zu den erfreulichen Ereignissen des Herbst-Meetings zählten die drei Siege der Iffezheimer Pferde Analeon, Hallo Wien und Sugar Daddy. Im Sattel von Sugar Daddy bewies Thore Hammer-Hansen sein großes Talent für diesen Beruf, den er in England erlernt. Die Konkurrenz dort ist riesengroß, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo der männliche Jockey-Nachwuchs absolute "Mangelware" ist. Zu den Unerfreulichkeiten des Herbst-Meetings zählte derweil die Flut von Nichtstartern. Trainer und Besitzer fürchteten den durch den Regen entstandenen schweren Boden. "Das hat ganz sicher 50 000 Euro Wettumsatz gekostet", so Riko Luiking, Chef des verbandseigenen Wettbetriebes German Tote. Dessen ungeachtet zog Jutta Hofmeister ein positives Fazit: "Es ist uns gelungen die Bahn wieder an die Menschen, gerade aus der Region, zu bringen. 114 000 Menschen haben die drei Meetings besucht, 11 000 davon beim Herbst-Meeting." so die Baden Racing-Geschäftsführerin. Mit dem Herbst-Wettumsatz von 723 444 Euro war Hofmeister "nicht ganz" zufrieden, vor allem nicht in den Rennen mit Viererwette. Den Wechsel von Freitag/Sonntag auf Samstag/Sonntag wertet sie positiv. Das Frühjahrs-Meeting 2020 ist vom 21. bis 24. Mai geplant. Hinter den Kulissen laufen allerdings längst die Gespräche über die beschlossene Veränderung in der Gesellschafterstruktur von Baden Racing mit der Beteiligung des Verbandes, der Besitzervereinigung und der Auktionsgesellschaft. Ob das schon 2020 Reaität wird, könnte schwierig werden.
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