Zu früh und zu oft zufrieden
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Von Winfried Heck
Schon nach dem Heimspiel gegen Unterhaching hatte Bühls Trainer Johan Verstappen eine seltsame Zufriedenheit bei seinen Spielern festgestellt. Man sei zu oft und zu früh zufrieden, beispielsweise wenn ein Ball in der Feldabwehr geholt oder der Block die Finger irgendwie dran hatte. Verstappen aber will mehr. Er ist erst zufrieden, wenn gute Aktionen auch in Punkte für sein Team umgemünzt werden. Das, was die Mannschaft gegen Rottenburg zeigte, brachte den Trainer der Volleyball Bisons Bühl hingegen in Rage. Ideenlos, mutlos, hilflos. Stellte er sich bisher noch vor seine Mannschaft, wenn er zu harte Kritik witterte, so war es diesmal eher umgekehrt. "Die Jungs müssen selbst sehen, wie sie damit fertig werden", kündigte er eine schonungslose Bestandsaufnahme an. Das Pokal-Viertelfinale gegen Herrsching heute (20 Uhr, Großsporthalle) dürfte dabei wohl nur Durchgangsstation sein. Ein Bonus-Spiel, ehe es am Samstag gegen denselben Gegner in heimischer Halle um wichtige Punkte geht. Was natürlich nicht bedeutet, dass Verstappen heute nicht zumindest eine Topleistung sehen will und möglichst den Einzug ins Halbfinale: "Ich erwarte, dass die Spieler nicht erst einige Minuten vor Spielbeginn damit anfangen, sich mit dem Gegner zu beschäftigen. Die ganze Woche, an jedem einzelnen Tag, muss sich jeder Spieler damit beschäftigen, was da auf ihn und die Mannschaft zukommen wird." Die Spieler bekämen vom Trainerteam alle Infos, dass sie diese für ihre individuelle Vorbereitung auch nutzen, setzt er voraus. Die deutliche Schlappe in Rottenburg war um so ärgerlicher, da mit Giesen dem nächsten Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Plätze eine Überraschung gelang. Der Vorjahresaufsteiger bügelte die Rhein-Main-Volleys mit 3:1 ab und zog, wie schon zuvor die Netzhoppers, in der Tabelle an den Bisons vorbei. Bühl rutschte ab auf den vorletzten Tabellenplatz ab, einen Abstiegsplatz, und hat schon drei Punkte Rückstand auf den letzten Playoff-Rang, den nun Rottenburg übernommen hat. Die Schwaben, die eine Woche zuvor noch auf dem letzten Tabellenplatz standen, haben ihre Lektion gelernt und zeigten gegen die Bisons, wie es aussehen kann, wenn Kräfte gebündelt und bedingungslos auf Sieg gespielt wird. "Nur wenn man alles gibt, sind Überraschungen keine Überraschungen, sondern Lohn für gute Arbeit", umreißt Verstappen, was er von seinem Team erwartet. Auch heute im Pokal, wenn die Bisons gegen Herrsching zum sechsten Mal den Einzug ins Halbfinale schaffen wollen. Die Bayern haben sich mit Siegen in Düren und gegen Eltman auf Rang drei der Bundesligatabelle vorgearbeitet und werden mit ganz breiter Brust in der Großsporthalle auflaufen. Gefährliche Aufschläge sind ein Markenzeichen des Gegners, allein Diagonalangreifer Jalen Penrose gelangen gegen Eltman sechs direkte Aufschlagpunkte. Der Bühler Annahmeriegel wird gefordert sein. Steigern muss sich aber auch der Block der Bisons, der vor allem die schnellen Bälle über die Außenpositionen in Griff bekommen muss. Doch auch insgesamt müssen sich die Bühler Spieler deutlich steigern - nicht nur aus Sicht des Trainers. Auch die Fans reagieren zunehmend mit Unverständnis.
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