PFC in Trinkwasser wirkt sich auf Konzentration im Blut aus
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Von Brigitte J. Henkel-Waidhofer
Stuttgart - Erhöhte PFC-Konzentrationen im Trinkwasser führen zu höheren Konzentrationen im Blut: Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hat die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der PFC-Blut-Kontrolluntersuchungen in Mittelbaden bekannt gegeben. Die zeigten, "dass Personen, die Gemüse und Obst aus den betroffenen Gebieten verzehrt haben, kaum höhere Werte als Teilnehmende außerhalb der belasteten Gebiete aufwiesen", erläuterte Lucha am Freitagmorgen in Stuttgart. Höhere Werte seien hingegen bei den Personen gemessen geworden, "die über das Trinkwasser in Kontakt mit per- und polyfluorierten Chemikalien kamen". Insgesamt lägen die Werte aber nicht über den bei vergleichbaren PFC-Schadensfällen in anderen Bundesländern, zum Beispiel in Altötting, gemessenen. 348 Freiwillige aus dem Landkreis Rastatt melden sich als Probanden Ein beim Landesgesundheitsamt eingerichteter Expertenkreis hatte unter Leitung von dessen Präsidentin Karlin Stark und in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative Kuppenheim im vergangenen Jahr Details des Vorgehens erarbeitet. Zwischen März und Juni 2018 wurde Blut von insgesamt 348 Freiwilligen aus dem Landkreis Rastatt abgenommen. Die Teilnehmenden waren in drei Gruppen aufgeteilt: Die erste Probanden-Gruppe (A) war über PFC-belastetes Trinkwasser betroffen, eine Belastungsquelle, die nach Bekanntwerden des Schadensfalls abgestellt wurde; die zweite Gruppe (B) ist nicht über das Trinkwasser, sondern über Obst und Gemüse von belasteten Böden in Kontakt mit PFC gekommen; die dritte (C) bestand, wie die erste und zweite Gruppe, aus Personen aus dem Raum Rastatt, war jedoch nicht durch Trinkwasser oder Obst und Gemüse von betroffenen Grundstücken belastet. PFC aus Trinkwasser herausfiltern Die Ergebnisse zeigen jetzt, dass erhöhte PFC-Konzentrationen im Trinkwasser tatsächlich zu höheren Konzentrationen im Blut führen. Der Effekt eines belasteten Bodens über Obst und Gemüse sei hingegen deutlich geringer, so Lucha weiter. Der Minister nannte die nachgewiesenen Werte "in jedem Fall Anlass, die bereits eingeleiteten Maßnahmen insbesondere im Bereich der Trinkwasserversorgung beizubehalten". Als eine von vielen Gegenmaßnahmen seien Brunnen, die eine Sicherstellung der vom Umweltbundesamt empfohlenen Werte nicht gewährleisten, außer Betrieb genommen. Dadurch lägen "die Gehalte im Trinkwasser der öffentlichen Wasserversorgungen bereits deutlich unterhalb der Grenzwerte". PFOA-Konzentrationen in Vergleichsgruppe A und B deutlich erhöht Die PFOA-Konzentrationen (Perfluoroctansäure) im Blut zeigen eine deutliche Abhängigkeit von der untersuchten Gruppe. Das Mittel der PFOA-Werte in Gruppe A war mit 15,6 Mikrogramm/Liter etwa 13 Mikrogramm/Liter höher als das Mittel in Gruppe B (2,3 Mikrogramm/Liter). Das niedrigste Mittel wurde in der Gruppe C beobachtet (1,7 Mikrogramm/Liter). Der vom Umweltbundesamt im Jahr 2016 genannte Humanbiomonitoring I Wert (HBM I-Wert), unterhalb dessen von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung auszugehen ist, liegt bei zwei Mikrogramm/Liter. Erhöhte Werte führen nicht automatisch zu einer Gesundheitsgefährdung Wie das Sozialministerium weiter mitteilt, bedeutet eine Überschreitung "jedoch nicht zwingend", dass eine konkrete Gesundheitsgefahr zu befürchten ist. Hierzu wäre ein HBM II-Wert notwendig. Ein solcher Wert, der die Schwelle der Gesundheitsgefährdung markiert, konnte bisher aufgrund fehlender wissenschaftlicher Datengrundlage von der zuständigen Kommission beim Umweltbundesamt noch nicht festgelegt werden. "Es ist wichtig, dass die Wissenschaft hier vorankommt und unter Einschluss unserer Untersuchungen die Ergebnisse auf Bundesebene zusammengeführt werden", fordert Minister Lucha. Weitere Untersuchungen sind angekündigt. Symbolfoto: dpa
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