"Altem, fahruntüchtigen Roller wieder neues Leben eingehaucht"
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Von Marvin Lauser
Gaggenau - Zu Terminen in seinem Wahlkreis fährt der Gernsbacher Thomas Hentschel bei gutem Wetter bevorzugt mit dem Fahrrad, erzählt er. Künftig kann der grüne Landtagsabgeordnete dazu seinen knallgrünen Elektroroller benutzen. "Jetzt bin ich flexibler als mit Bus und Bahn und komme, anders als mit dem Rad, nicht verschwitzt an", stellt Hentschel die Vorzüge seines neuen Gefährts heraus.
Seit Mittwoch ist der Landespolitiker Besitzer eines 1995 gebauten, von ihm und Schülern der Gaggenauer Carl-Benz-Schule (CBS) umgerüsteten Peugeot-Rollers. "Das Tolle am Projekt ist, dass es ressourcenschonend ist. Wir haben einem alten, fahruntüchtigen Roller wieder neues Leben eingehaucht", erklärt Hentschel nach dem circa 2000 Euro teuren Umbau. "Hinter unseren Projekten steckt immer auch der Gedanke des Upcycelns", stimmt ihm Benjamin Doehrer zu. Laut dem Projektleiter für E-Mobilität an der CBS ist der E-Roller der erste in Deutschland umgerüstete mit TÜV-Zulassung. Als Sprecher für E-Mobilität der Landtagsfraktion der Grünen ist Hentschel der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf alternative Antriebswege ein Anliegen. Deshalb begrüßt er den Schulversuch Elektromobilität an der CBS. "Hier wird ein Ausbildungszweig mit Zukunft gelehrt, mit diesem Projekt möchte ich die Etablierung des Fachs Elektromobilität an der Carl-Benz-Schule fördern", erklärt der Projektpate. "Mir ist außerdem wichtig, dass der Strom, mit dem ich meinen Roller tanke, aus erneuerbaren Energien stammt", betont Hentschel mit Blick auf die solarbetriebene Ladestation der Schule. Unter Anleitung Doehrers baute Hentschel am Mittwoch mit den Schülern Timo Kosalin, Nico Gerstner und Robin Ell die für den Elektrobetrieb unwichtigen Teile wie Auspuff, Verbrennungsmotor und Vergaser aus. Dem 17-jährigen Timo hat die Umrüstung "mega Spaß gemacht". Lediglich der Einbau der Kurbelwelle bereitete den Jugendlichen kleinere Probleme, berichtet sein Klassenkamerad Robin. Es war der erste Umbau dieser Art für die angehenden Kfz-Mechatroniker. Philipp Henzler, technischer Lehrer des Trios, sieht im Umbau "eine didaktisch schöne und vor allem preisnahe Möglichkeit" den Schülern die Arbeit mit Hochspannung näherzubringen. Der Einbau des Elektromotors war für Hentschels Empfinden der schwerste Teil. "Das war eine ganz schöne Fummelei", gibt der Abgeordnete zu. Insgesamt hat sich der Politiker laut Projektleiter Doehrer "sehr gut geschlagen. Herr Hentschel bringt mehr technisches Verständnis und Geschick mit, als ich im Vorfeld erwartet hätte. Ich habe seine technischen Fähigkeiten unterschätzt", gibt der Lehrer für Fahrzeug und Metalltechnik zu. Seit dem Kauf des Rollers Ende Februar hat sich Doehrer intensiv mit dem Projekt beschäftigt. Der Weisenbacher hat alle Adapter, Verbindungselemente und die gesamte Elektrik, die für den Umbau nötig war, auf dem Papier entworfen, anschließend modellhaft angefertigt und dann in den fertigen Roller integriert. So konnte er für seine Schüler einen genauen Ablaufplan anfertigen, in dem die einzelnen Arbeitsschritte nacheinander aufgeführt sind. Vom Konzept bis zum fertigen, straßentauglichen Roller habe er ungefähr eineinhalb Monate gebraucht. Selbst die Batterie hat der Lehrer der Carl-Benz-Schule selbst gebaut. Sofern es das Wetter zulässt, möchte Hentschel seinen grünen Roller bei Terminen im Wahlkreis nahezu täglich verwenden. Die beteiligten Lehrer Doehrer und Henzler freuen sich schon auf Rückmeldung aus dem Alltagsgebrauch.
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