Ziel ist ein Überblick über die Artenvielfalt
Von Margrit Haller-Reif
Forbach - Vom Stellnetz in den mit Trockeneis gefüllten Eimer, dann auf die Waage. Länge und Gewicht der im Stausee vorkommenden Fischarten werden akribisch, aber möglichst zügig bestimmt. Die hochsommerlichen Temperaturen verlangen der kleinen Gruppe von Menschen am linksseitigen Ufer der Schwarzenbach-Talsperre schnelles Arbeiten ab. Das einwöchige Vorhaben ist Teil einer langfristig angelegten Aktion: die Bewertung des ökologischen Zustands von Fließgewässern und Seen über 50 Hektar.
Das Verfahren selbst wird seit 2017 an allen Gewässern in Baden-Württemberg durchgeführt. Hintergrund der mehrjährigen Befischungskampagne im Auftrag der Fischereiforschungsstelle des Landes ist die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die besagte Bewertung verpflichtend vorschreibt. Diese diene dem Schutz von Oberflächengewässern, erläutert Biologin Barbara Scholz von der Fischereiforschungsstelle Langenargen den Zusammenhang. "So soll eine Balance geschaffen werden zwischen der menschlichen Nutzung und dem Lebensraum Wasser." Darunter fallen mehrere Kategorien wie natürliche Seen, Baggerseen oder eben auch Talsperren. Der ökologische Zustand eines Gewässers muss anhand verschiedener Komponenten, unter anderem des Fischbestands, ermittelt werden. Pro See werden ebenso die Bestände von Unterwasserpflanzen und Kleinstlebewesen untersucht. Die Methode zur Erfassung der Fischfauna beruht auf einem genormten Standardverfahren, bei dem Kiemen- beziehungsweise Stellnetze eingesetzt werden. Sie werden über den ganzen See verteilt, um ein repräsentatives Ergebnis hinsichtlich des Artenspektrums, Wachstums und der Fortpflanzung erzielen zu können. Zusätzlich kommen im Uferbereich Elektro- und Zugnetzbefischung zum Einsatz. Eine Woche waren Barbara Scholz und Gewässerökologe Joachim Thonhofer von Limnobiota (Büro für Gewässerökologie in Tübingen) vor Ort; unterstützt von den Mitgliedsvereinen Baden-Baden, Bühl, Forbach und Rastatt der Pachtgemeinschaft Schwarzenbach-Talsperre. Über Nacht, zwischen zirka 17 und 9 Uhr, wurden die Netze gestellt, morgens gehoben und die Fische anschließend vermessen. Dominierende Arten im Stausee der Schwarzenbach-Talsperre sind Barsch, Zander, Ukelei und Rotauge. Die kleinsten Fische sind Barsche vom diesjährigen Nachwuchsbestand zwischen vier und fünf Zentimeter, die größten sind Zander zwischen 40 und 50 Zentimeter Länge. Die größeren Exemplare sind nur Einzelfänge, da die zum Einsatz kommende Methode eher auf den Fang kleinerer Fische ausgerichtet ist. Kommt es doch speziell bei dieser Befischungskampagne vorrangig auf die Artenvielfalt an. Während Barbara Scholz und Joachim Thonhofer unermüdlich messen und wiegen, sind Anke Hille, Vorsitzende des Angelsportvereins Forbach, und Andreas und Willi Schlegelmilch an diesem Morgen anderweitig beschäftigt. Sie sind für die bei diesen Temperaturen unerlässliche Bereitstellung von Trockeneis zur Kühlung der Fische zuständig. Viel Eis ist notwendig, "damit es von der Vermessung der Fische bis hin zu ihrer fachgerechten Versorgung reicht". Bei der Hitze bleibt eigenes Schwitzen nicht aus. "Es versteht sich aber von selbst", lacht Anke Hille, "dass wir in diesem Fall bei der Kühlung das Nachsehen haben."
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