"Die ganz große Vision für den Kaltenbronn"
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Von Stephan Juch
Gernsbach - Nebelverhangen zeigt sich der Kaltenbronn bei der Anfahrt zum Infozentrum. Teilweise weniger als 30 Meter Sichtweite hat man durch die Windschutzscheibe. Dennoch bessern sich die Aussichten an diesem Dienstag gravierend für das Höhengebiet zwischen Gernsbach, Bad Wildbad und Enzklösterle. Den Masterplan, der für den Natur-Erlebnisraum präsentiert wird, bezeichnet Klaus Mack, Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/ Nord, als "die ganz große Vision für den Kaltenbronn". Kernpunkt des Konzepts ist der Neubau eines Naturpark-Hauses als Weiterentwicklung des bisherigen Infozentrums. Neben einer Ausstellung zu den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Klimaschutz sieht der Neubau einen Naturpark-Shop mit regionalen Produkten vor. Darüber hinaus soll der Kaltenbronn als Natur-Erlebnisraum weiterentwickelt werden - beispielsweise mit einer Aussichtsplattform ins Moor. Zudem spielt im Außenbereich auch das Thema Inklusion eine große Rolle: Aktivangebote, Ausbau des gastronomischen Angebots sowie Outdoor-Übernachtungen seien ebenfalls denkbar. Besonderes Augenmerk soll darüber hinaus dem Thema nachhaltige Mobilität gewidmet werden. Der Blick richte sich auf eine sanfte Weiterentwicklung unter ökologischen Aspekten, "kein Massentourismus", betont Gernsbachs Bürgermeister Julian Christ, der auch Vorsitzender des Zweckverbands Infozentrum Kaltenbronn ist. Obwohl das Höhengebiet zwischen den Landkreisen Calw und Rastatt zu den absoluten touristischen Hotspots im Nordschwarzwald zähle, befinde es sich ein bisschen im Dornröschenschlaf, woraus es der Masterplan erwecken soll. Das unterlegt der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, mit Zahlen: "Man glaubt es kaum, aber wir zählen hier oben circa 400 000 Besucher pro Jahr." Der Kaltenbronn verfüge über ein "unglaubliches Einzugsgebiet", das von der Rheinschiene bis nach Stuttgart reiche. "Die Besucher sind bereits da - wir müssen sie besser lenken und neue Angebote schaffen", bestätigt Christ. Deshalb möchte er dem Gemeinderat vorschlagen, einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen, der mehr Entwicklung als bisher zulasse und gerade die touristische Infrastruktur stärke. Zudem möchte der Bürgermeister die Frage beantworten: "Wie können wir mehr Wertschöpfung vor Ort generieren?" Dazu möchte er eine Hotelbedarfsanalyse erstellen lassen, um herauszufinden, "welche Form von Hotellerie hier oben Sinn macht". Was von dem mehr als 80 Seiten starken Masterplan letztlich umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten: "Wir sprechen natürlich von erheblichen Investitionen", erklärt Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack, die von den Kommunen nicht alleine gestemmt werden können. Erster Ansprechpartner diesbezüglich ist das Land Baden-Württemberg (Forst BW), dem fast alle Grundstücke auf dem Kaltenbronn gehören. Aber man begebe sich auf die Suche nach weiteren Sponsoren und Unterstützern. Beim Land sei bereits eine Projektleiterstelle beantragt, die ab 2020 innerhalb von zwei Jahren ausloten soll, welche Umsetzungsmöglichkeiten konkret bestehen. Die Kosten für die Stelle werden mit 200 000 Euro beziffert. Für den Neubau des Naturpak-Hauses kalkuliere man aktuell mit acht bis zehn Millionen Euro. "Die nächsten zwei Jahre werden ganz entscheidend sein", blickt Dunker voraus. Der Naturpark-Geschäftsführer berichtet von mehreren Gesprächen, die bereits mit Forst BW stattgefunden hätten. Von dort sei ebenso Unterstützung signalisiert worden wie seitens des Landes, das die Vorgehensweise des Zweckverbands für gut und richtig halte. "Wir müssen den Natur-Erlebnisraum Kaltenbronn besser in Szene setzen und neue Besucher- und Mobilitätskonzepte entwickeln", erklärt Klaus Mack auch vor dem Hintergrund der rückläufigen Besucherzahlen des Infozentrums. Die dortige Dauerausstellung ist bereits zwölf Jahre alt, das denkmalgeschützte ehemalige Forsthaus baulich schwer erweiterbar. Natürlich sei der millionenschwere Bau eines neuen Naturpark-Hauses "gewagt", gibt Mack zu, "aber wir sehen hier großes Potenzial und wollen hier weiter machen". Als das Infozentrum Kaltenbronn vor mehr als zehn Jahren entstanden ist, sei es ebenfalls ein gewagtes Projekt gewesen. Jetzt machen sich die Beteiligten auf den Weg, eine erfolgreiche Strategie für die nächsten fünf bis zehn Jahre zu entwickeln, so Mack.
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